Eine unerwartete Erbschaft: Die Geschichte meines Schwiegervaters

Ich habe im Alter von dreißig Jahren geheiratet, ohne eigenen Besitz oder Vermögen. Die finanzielle Lage der Familie meiner Frau war eher bescheiden. Ihr Vater, der alte Herr Sharma, war etwa siebzig Jahre alt, gebrechlich, still und ehemaliger Soldat. Er lebte von seiner Rente.

Direkt nach der Hochzeit zog er zu uns, meiner Frau und mir, und blieb bis zu seinem Lebensende bei uns wohnen. Für zwei Jahrzehnte zahlte er keinen einzigen Cent für Strom, Wasser, Lebensmittel oder Medikamente. Er kümmerte sich weder um die Enkel, noch kochte oder putzte er. Manche bezeichneten ihn sogar als den „größten Schmarotzer“.

Ich war oft genervt, doch dachte ich: „Er ist alt, mein Schwiegervater; wenn ich mich beschwere, wer wird sich dann um ihn kümmern?“ Dennoch hegte ich manchmal Groll. Wenn ich müde von der Arbeit heimkam, schaute ich oft in den leeren Kühlschrank und beobachtete ihn, wie er ruhig seinen Tee trank, als hätte er nichts damit zu tun.

Eines Tages verließ er uns dann – und ich glaubte, damit sei alles erledigt.

Er starb friedlich im Alter von neunundachtzig Jahren. Keine schweren Krankheiten, keine Krankenhausaufenthalte. An dem Morgen brachte meine Frau ihm Brei, bemerkte aber, dass er nicht mehr atmete. Ich konnte das kaum fassen – einerseits wegen seines Alters, andererseits, weil ich mich an seine stille Präsenz gewöhnt hatte.

Die Beerdigung verlief schlicht. Da die Familie meiner Frau nicht wohlhabend war, übernahmen wir beide alle Vorbereitungen. Drei Tage später klopfte ein Mann in Anzug und Krawatte an unsere Tür – und mir fiel das Glas aus der Hand.

Der Mann stellte sich als Anwalt vor, trug eine dicke Akte bei sich und bestätigte meine Identität. Er überreichte mir eine rote Mappe und erklärte:

  • „Laut Testament des alten Herrn Sharma sind Sie der alleinige Erbe seines gesamten persönlichen Vermögens.“

Ungläubig lächelte ich und dachte, es sei ein Scherz. „Welches Vermögen? Er hat zwanzig Jahre lang von unserer Familie profitiert; er besaß nicht einmal Hausschuhe.“

Doch der Anwalt öffnete Akten nach Akten:

  1. Ein 115 Quadratmeter großes Grundstück im Stadtzentrum, das vor zwei Jahren auf meinen Namen übertragen wurde.
  2. Ein Sparkonto mit über 3,2 Crore indischer Rupien (etwa 32 Millionen Rupien), bei dem ich als Begünstigter eingetragen bin.
  3. Ein handgeschriebener Brief des alten Herrn Sharma an den Anwalt mit der Bitte, ihn aufzubewahren:

„Mein Schwiegersohn beschwert sich oft, doch er hat mir zwanzig Jahre lang nie das Essen verweigert und mich unterstützt. Meine Tochter ist faul, und er hat die ganze Last getragen. Ich habe lange gelebt und weiß, wer gut ist. Er muss mich nicht um ein Darlehen bitten, aber ich kann nicht sterben, ohne ihm etwas zu hinterlassen.“

Ich blieb wie gelähmt, Tränen in den Augen, ohne genau zu verstehen, warum.

Es stellte sich heraus, dass mein Schwiegervater keineswegs arm war. Das Grundstück war ein Familienbesitz, der streng geheim gehalten und nie erwähnt wurde. Das Sparkonto enthielt sein Lebensersparnis aus Pensionen und staatlichen Zuschüssen, inklusive Zinsen, unberührt bis zum letzten Rupie.

Er hatte beschlossen, all dies mir zu hinterlassen – demjenigen, der ihn einst als Schmarotzer sah und sich sogar wünschte, er möge ausziehen.

In jener Nacht saß ich allein vor seinem kleinen Altar und zündete Räucherstäbchen an. Als ich sein lächelndes Foto betrachtete, flüsterte ich:

„Ich lag falsch, Vater.“

„Du hast dein Leben still gelebt und niemandem Schulden hinterlassen – nicht einmal dem, der dich früher für eine Last hielt.“

Wichtige Erkenntnis: Oft verstecken sich wahre Wertschätzungen und Vermögen an unerwarteten Orten – und Menschen sind manchmal ganz anders, als sie auf den ersten Blick erscheinen.

Abschließend zeigt diese Erzählung, wie Geduld und Fürsorge über Jahre hinweg selbst die härtesten Urteile verändern können. Die stille Großzügigkeit meines Schwiegervaters ist eine Erinnerung daran, dass oft das Unsichtbare am wertvollsten ist.