Mit großer Sorgfalt richtete Marina das scharlachrote Satinband auf der Pappschachtel aus und trat einen Schritt zurück, um ihr Werk zu bewundern. Der Tisch im Wohnzimmer trug ein festliches Flair: Kerzen in schlichten Gläsern, das einzige Porzellangeschirr, das sie von ihrer Großmutter geerbt hatte, und ein Strauß weißer Rosen – ein Symbol der Reinheit und Neuanfänge, wie ihr der Verkäufer im Blumenladen einst erklärte. Mittelpunkt dieser liebevoll gestalteten Szenerie bildete jedoch jener große Karton, den sie die letzte Woche voller Hingabe füllte, indem sie ihre gemeinsamen Erinnerungen Stück für Stück zusammensuchte.
„Ich hoffe, Igor wird meine Mühe zu schätzen wissen“, flüsterte sie, während sie auf die Uhr blickte. Halb sieben. Er musste jeden Moment ankommen.
Das Geräusch eines sich im Schloss drehenden Schlüssels ließ ihr Herz schneller schlagen. Schnell rückte Marina ihre Haare zurecht und glättete ihr Kleid – genau das blaue Kleid, in dem sie Igor vor zwei Jahren auf der Geburtstagsfeier seines Kollegen Denis zum ersten Mal begegnet war. Die Tür wurde mit lautem Knall aufgestoßen, fast wie ein Rammbock. Ungläubig dachte Marina daran, dass die Nachbarn wohl wieder über den Krach klagen würden.
„Marina!“, brüllte Igor, warf seinen Rucksack achtlos auf den Boden. Dieser Rucksack war für ihn eine Art Prinzipfrage – er verspottete seriöse Aktentaschen als „Büro-Kröten“, während er sich selbst als tatkräftigen Mann sah. Ohne ein weiteres Wort wechselte er in die Küche und entdeckte den leeren Tisch. „Was zur Hölle, warum ist das Abendessen nicht fertig? Ich habe den ganzen Tag hart gearbeitet, und du hast wohl eher Maniküre gemacht, oder?“
Marina trat ihm entgegen und streckte ihm die Arme entgegen, um ihn zu umarmen. Inspiriert von dem Gespräch mit ihrer Freundin Lena, die von der Romantik ihres Mannes schwärmte, wollte sie diesen besonderen Abend zum Jahrestag ihrer Hochzeit feiern. „Igor, heute ist ein besonderer Tag. Unsere Hochzeitstag! Erinnerst du dich? Vor genau einem Jahr haben wir Ja gesagt. Ich habe eine Überraschung für dich vorbereitet…“
„Überraschung?“, winkte Igor ab, ließ ihre Hände fallen, ging vorbei und öffnete den Kühlschrank, auf der Suche nach Resten vom Suppe vom Vortag. „Für einen hungrigen Mann ist ein heißer Borschtsch die beste Überraschung, nicht solche mädchenhaften Spielchen!“
„Jahrestag? Wirklich?“, lachte er spöttisch. „Und was soll ich essen? Luft? Zum Mittag hatte ich kaum Zeit, richtig zu essen. Ich komme nach Hause, erwarte ein anständiges Abendessen, und hier ist nichts! Ich brauche Essen, keine sentimentalen Spielereien! Glaubst du, ich lebe von Romantik?“
Marina spürte, wie ihr Herz schwer zusammenzog. Wie konnte Igor den Jahrestag vergessen? Er selbst hatte vor einem Jahr gesagt, dass dieser Tag ihn zum glücklichsten Menschen auf Erden mache, dass er nun einen Sinn im Leben und in der Arbeit habe.
„Aber Igor…“, sagte sie leise, „ich hatte gehofft, wir feiern zusammen…“
„Hoffen!“, unterbrach er sie schroff und griff nach seinem Telefon. „Du hättest dich eher um das Essen kümmern sollen! Normale Frauen begrüßen ihre Männer mit warmem Essen, nicht mit so einem Unsinn! Meine Mutter hat in deinem Alter schon drei Kinder großgezogen und den Mann satt bekommen!“
„Marina, wir hatten einen schlechten Abend, weil du keine Mahlzeit zubereitet hast, sondern nur Kerzen und Geschenke vorbereitet hast.“
Igor erhielt einen Anruf und wandte sich demonstrativ von ihr ab, als wollte er zeigen, dass Gespräche mit anderen wichtiger wären als ihre Anwesenheit.
„Hallo, Sergej! Ja, endlich zu Hause. Stell dir vor, meine Frau hat heute Abend beschlossen, romantisch zu sein, anstatt das Essen zuzubereiten. Kerzen und irgendwelche Schachteln stehen überall herum… Und ich stehe hier hungrig und bestaune diese ‚schöne‘ Szenerie! Mit so einer Hausfrau habe ich ja wirklich Glück – die Romantik-Queen!“
Seine Stimme war voller Verachtung, als er Kerzen und Porzellan ansah, als wären es weggeworfene Gegenstände.
Marina blieb am Fenster stehen, innerlich gebrochen. Sie beobachtete Igor, wie er durch den Raum spazierte, die Hände ausschwang, sie ignorierte und jedes verletzende Wort genoss.
„Was? ‚Vielleicht erschöpft‘? Sergej, sie sitzt doch den ganzen Tag zu Hause! Ja, sie arbeitet, aber nur am Computer! Sie tippt ein paar Tasten und ist dann müde! Ich habe von morgens bis abends mit Kunden zu tun, ich bringe meinen Kopf zum Rauchen!“
Arbeiten am Computer? Marina ballte die Fäuste. Ihre Berichte wurden von den drei größten Pharmafirmen des Landes genutzt. Ihre Artikel erschienen in medizinischen Fachzeitschriften. Sie hatte diese Karriere gewählt, um nach dem Tod ihres Vaters an Krebs Menschen zu helfen und neue Behandlungsmethoden zu entwickeln. Ja, sie verdiente doppelt so viel wie Igor, behauptete jedoch nie etwas in ihrem Umfeld.
„Weißt du noch meine Ex Aljona?“, fuhr Igor spöttisch fort. „Die konnte wenigstens kochen und war im Bett lebendiger als diese hier… Dumm war ich, dass ich sie geheiratet habe!“
Nach dem Telefonat wählte Igor gleich eine weitere Nummer. Er schien das Gefühl zu genießen, seine Frau vor jedem Bekannten zu erniedrigen.
„Mama, hallo! Wie geht’s? Mir geht’s gut, aber ich bin hundemüde und hungrig… Nein, Marina hält die Kerzen wichtiger als das Abendessen. Heute ist unser Jahrestag! Ich habe dich gebeten, ihr Kochen beizubringen, nicht diesen Kaninchen-Salat…“
Angespannt drehte Igor eine Kerze in der Hand, als wolle er sie zerbrechen.
„Genau! Hätte ich doch Tamara geheiratet! Die konnte wenigstens kochen und ihren Mann respektieren! Na gut, Mama, ich mache mir selbst etwas zu Essen. Ich weiß, das ist nicht Männerarbeit, aber bei so einer Frau bleibt mir nichts anderes übrig…“
Marina schritt ans Fenster, Tränen liefen über ihre Wangen. Sie bemühte sich, sich umzudrehen, damit Igor ihre Schwäche nicht bemerkte. Draußen begann die Abenddämmerung, und in einem der entfernten Fenster gingen vielleicht gerade Ehemänner auf ihre Ehefrauen zu, brachten Blumen zu ihren Jahrestagen. Sie dachte an diesen Gedanken, weil sie nur irgendwo anders sein wollte – nur nicht hier.
Dritte, vierte Anrufe – an Schwester, Freunde, Arbeitskollegen. Immer dieselbe Geschichte: wie schlecht ihre Frau sei, dass sie ihre Mühe nicht schätze und den Haushalt nicht führe. Igor schien amüsiert, das Leiden seiner Ehefrau zu genießen. Er sprach so laut, dass sie jedes Wort hörte – eine sadistische Freude für ihn.
„Igor, bitte“, flüsterte sie schließlich und versuchte, in ihm die Liebe zu finden, die sie einst verzauberte. „Hör auf. Ich liebe dich. Ich wollte dir eine Freude machen…“
„Lieben?“, drehte er sich verächtlich um. „Wenn du mich wirklich lieben würdest, hättest du an meinen Magen gedacht, nicht an deinen romantischen Unfug! Liebe ist Borschtsch auf dem Tisch, nicht idiotische Kerzen!“
„Was verstehst du schon von Liebe?“, fügte er beißend hinzu. „Denkst du, so eine Schachtel mit Trödel ist Liebe? Das ist Kinderkram, Kindergarten!“
Er ging zur Küche und wählte den nächsten Anruf.
„Vovan, wie läuft’s? Deine Swetka kann wenigstens kochen, ja? Meine macht wieder Tricks! Statt eines Abendessens veranstaltet sie ein Kerzen-Theater! Ja, ich hab sie verwöhnt!“
Marina blieb stumm in der Mitte des Wohnzimmers stehen, sah den Tisch an. Die Kerzen blieben unberührt, die Rosen verströmten einen leichten Duft, und die Schachtel mit ihrem Geschenk wirkte lächerlich und armselig. Darin befanden sich all ihre gemeinsamen Erinnerungen: Theaterkarten vom ersten Date, eine getrocknete Rosenblüte aus dem Hochzeitsstrauß, das Foto von der Hochzeitsreise in Italien, ein herzförmiger Anhänger, den Igor ihr bei der Verlobung schenkte mit den Worten „Hier ist ein Stück meines Herzens“, Briefe aus den ersten Monaten ihrer Beziehung…
Der Geruch der Italienreise tauchte plötzlich auf – wie er sie am Strand getragen hatte, wie sie unter den Sternen tanzten und er flüsterte, sie sei das Beste, was ihm je passiert sei.
Aus der Küche klapperten Pfannen und Igor murmelte wütend: „Keine Eier! Natürlich hat die Hoheit vergessen, sie zu kaufen! Ihr Verstand reicht nur für Romantik!“
Und wieder ein Telefonklingeln: „Lyokha, du wirst es nicht glauben! Vor einem Jahr geheiratet – und was bekomme ich? Eine schlechte Hausfrau! Ja… Ich hätte mehr nachdenken sollen und nicht nur unter der Gürtellinie!“
Er bereut es. Dass er sie geheiratet hat. Marina fragte sich leise: „Und ich? Worum bereue ich?“
Marina stand langsam auf, ging ins Schlafzimmer und holte den großen Koffer hervor, den sie auf der Hochzeitsreise nach Italien mitgenommen hatten. Die Hände zitterten, doch sie sortierte methodisch ihre Sachen: Kleider, die sie gekauft hatte, um ihm zu gefallen, Schuhe vom Hochzeitstanz, Schmuck, den er ihr damals schenkte, als er noch Komplimente machte.
„Ach, Sergej!“, schrie Igor aus der Küche lautstark. „Alle Frauen sind gleich! Bis zur Hochzeit Prinzessinnen, danach nur noch Faulheit! Meine sitzt den ganzen Tag zu Hause und kochen kann sie nicht! Glaubt, ich soll ihre Romantik essen!“
Der Koffer war fast voll. Marina nahm das Hochzeitsfoto vom Nachttisch. Beide strahlten auf dem Bild, glücklich und verliebt. War das wirklich erst ein Jahr her? Die Erinnerung an diesen Tag lebte auf – sein zärtlicher Blick, die Gelübde, der Tanz des Brautpaares… Es fühlte sich an wie ein ganzes Leben entfernt.
Die Überraschungsgeschenk-Schachtel blieb auf dem Tisch unberührt liegen – Marina ließ sie bewusst dort zurück. Es war der letzte Test seiner Menschlichkeit.
„Nein, Wanja, sie hat sich nicht verändert – so war sie schon immer!“, schrie Igor. „Ich war nur blind vor Liebe! Jetzt sehe ich klar! Diese Romantikerin!“
Marina schlich geräuschlos zur Eingangstür. Sie wollte nicht, dass er ihre Abreise bemerkt – er sollte es erst merken, wenn es zu spät war. Am Türrahmen drehte sie sich ein letztes Mal um. Igor stand mit dem Rücken zur Tür in der Küche, bratend und weiter lamentierend.
Leise schloss sie die Tür hinter sich.
Igor hörte das Klicken der Tür und ein zufriedenes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. Endlich keine hysterischen Szenen mehr wegen jeder Kleinigkeit – nun konnte er in Ruhe seine Spiegeleier essen, ohne ihre ewigen Vorträge über Romantik und besondere Anlässe.
„Endlich Ruhe!“, sagte Igor und schaltete sein Telefon aus, während er mit Appetit die Eier verspeiste. Niemand fragte nach dem Tagesplan, keiner bat um Hilfe im Haushalt oder erinnerte an wichtige Ereignisse.
Eine halbe Stunde später wischte Igor den Teller mit Brot ab und rief seinen Freund an: „Vityok, hast du Zeit? Komm vorbei, ein bisschen Bier trinken. Meine Frau ist weg, endlich mal Frieden ohne ihre ständigen Meckereien! Freiheit, Bruder, das ist herrlich!“
- Viktor kam zwanzig Minuten später mit Bier und Pizza.
- Er kannte Marina lange und fand, dass Igor wirklich Glück hatte, so eine Frau zu besitzen.
- Doch an diesem Abend erschien sie nicht – und Igor mokierte sich über das misslungene romantische Dinner.
„Wo ist deine bessere Hälfte?“, fragte Viktor und blickte erwartungsvoll in die Wohnung.
„Keine Ahnung, wohin sie verschwunden ist“, antwortete Igor, öffnete ein Bier und schwenkte die Reste der romantischen Tischdekoration. „Sie hat mitten in der Woche ein Kerzen-Theater veranstaltet! Kerzen, Blumen, dieser Kitsch aus billigen Hausfrauenfilmen!“
Igor schüttelte theatralisch die Augen und zeigte auf die Kerzen und die Porzellanservicen, die Marina nur zu besonderen Anlässen herausnahm.
„Anstatt normales Essen zu kochen – diese Show! Ich komme von der Arbeit müde, will essen und bekomme so etwas serviert. Verrückt, oder?“
„Und das hier?“, fragte Viktor und deutete auf die elegante Schachtel mit rotem Satinband, die mitten auf dem Tisch stand.
„Keine Ahnung“, zuckte Igor die Schultern. „Frauen horten gerne so einen Kram und nennen es ‚kostbare Erinnerungen‘.“
Viktor ging näher und löste vorsichtig das Band. Die Schachtel war mit viel Liebe zum Detail gestaltet. Als er den Deckel öffnete, änderte sich sein Gesichtsausdruck schlagartig.
„Igor…“, sagte Viktor leise und fühlte sich unwohl für seinen Freund. „Sieh dir das an. Sofort.“
„Ach komm“, murrte Igor widerwillig und schaute hinein. „Was soll da schon Besonderes sein…“
Oben lag ein Foto von ihm und Marina, jung und glücklich, am Tag ihres ersten Treffens im Park. Beide strahlten vor Freude, ihre Augen voller Liebe. Darunter fanden sich Theaterkarten mit Handschrift des Lieblingsschauspielers, eine getrocknete Rose – die erste, die er ihr schenkte, und ein von ihm selbst verfasster Brief: „Marina, du bist das Beste, was mir je passiert ist. Ohne dich kann ich mir keine Zukunft vorstellen…“
Viktor betrachtete schweigend die Sammlung, beeindruckt von Marinas Hingabe. Jedes Stück war mit einem bedeutenden Zeitpunkt ihrer Beziehung verbunden.
„Mein Gott“, flüsterte Igor, als er den vertrauten herzförmigen Anhänger hervorholte. „Ich habe ihn ihr selbst zum ersten Monat geschenkt und gesagt, er enthalte ein Stück meines Herzens, damit ich immer bei ihr bin…“
Er erinnerte sich an die gemütlichen Nächte, ihre Pläne für die Zukunft, Marinas Lachen, ihre Träume von einer eigenen Familie und ihr Haus, ihre Unterstützung während seiner beruflichen Schwierigkeiten und ihre Freude über seine Erfolge.
Ganz unten in der Schachtel lag eine Notiz, in Marinas klarer Handschrift: „Meinem geliebten Mann. Mögen diese Erinnerungen dich daran erinnern, wie glücklich wir einmal waren. Zum Hochzeitstag, mein Schatz. Für immer deine Marina.“
Viktor klappte die Schachtel behutsam zu, stellte das Bier weg. Er schämte sich für Igor, der solch einen Schatz besaß und ihn nicht zu würdigen wusste. Leise machte er sich auf den Weg zur Tür, denn er wollte kein Zeuge dieses Debakels sein.
„Wohin willst du?“, fragte Igor verwirrt. „Wir haben doch gerade erst angefangen!“
„Nach Hause, zu Julija. Ich will sie umarmen und ihr sagen, wie sehr ich sie liebe“, drehte sich Viktor zur Tür und blickte enttäuscht. „Aber du, Alter… bist einfach ein Idiot.“
Igor sah ihm nach, grübelte, dass Viktor die Schwierigkeiten des Familienlebens nicht verstehe – er sei ja noch Junggeselle. Wie sollte er wissen, wie das sei, mit einer Frau zusammenzuleben, die ständig Aufmerksamkeit und Romantik verlangt?
Allein suchte Igor im Telefon nach Marinas Nummer. Er musste diese Situation regeln – sitzt er doch plötzlich alleine mit kaltem Essen und selbst gebügelten Hemden.
„Hallo, Marina? Hör auf, dich wie ein beleidigtes Schulmädchen zu verhalten! Ja, ich war ein bisschen zu heftig… Ich war hungrig und sauer nach der Arbeit… Du weißt doch, wie ich werde, wenn ich nicht rechtzeitig esse. Lass uns das vergessen und wieder normal leben!“
Er wollte sich nicht wirklich entschuldigen – im Haus sei er der Chef, und wenn er müde sei, habe er das Recht auf Ruhe ohne romantische Inszenierungen.
„Igor“, erklang Marinas Stimme ruhig und entschlossen. Sie saß in einem Café bei einer Freundin, die sie den ganzen Abend davon überzeugen wollte, nach dieser Schmach nicht zurückzukehren. „Morgen früh reiche ich die Scheidung ein. Die Entscheidung steht fest.“
„Was? Bist du verrückt? Wegen einem Streit die Ehe zu beenden? Alle Paare streiten doch! Willst du etwa perfekte Märchenbeziehungen?“
„Nein, Igor. Du hast mich fast eine Stunde lang erniedrigt und offenbar genossen, wie ich leide“, sprach Marina bedacht, jedes Wort wohlüberlegt. „Ich habe erkannt, dass ich für dich keine geliebte Ehefrau bin, sondern nur billiges Hauspersonal – für Bett und Küche. Eine Frau, die dein schlechtes Benehmen schweigend ertragen und dankbar sein soll. Aber ich gehöre dir nicht, Igor. Ich bin eine Frau, die Respekt verdient. Aber nicht mehr deinen.“
„Marina, warte!“, seine Stimme wurde panisch. „Dein Geschenk… Ich habe die Schachtel gefunden… all unsere Erinnerungen, Fotos… Du hast dir so viel Mühe gegeben…“
Er blätterte hastig durch den Inhalt der Schachtel, betrachtete zum ersten Mal wirklich jedes Teil und begriff, wie viel Zeit und Liebe darin steckte.
„Diese Erinnerungen gehören der Vergangenheit“, antwortete sie mit einem Hauch von Trauer. „So wie unsere Ehe. Ruf mich nicht mehr an, Igor. Unser Kontakt läuft künftig nur noch über Anwälte.“
Marina wählte diesen Weg, weil sie wusste, dass Igor bei einer zweiten Chance nur wieder Versprechen machte und bald alles wie vorher würde. Sie hatte zu viele Jahre auf seine Veränderung gehofft.
Die Leitung blieb leer. Igor sank langsam aufs Sofa, die geöffnete Schachtel mit ihrer gemeinsamen Vergangenheit in Händen. Er begriff, dass er nicht nur seine Frau verlor, sondern eine Person, die ihn wirklich liebte und ihnen Wärme gab. Und dieser Verlust war unwiderruflich.
Zur gleichen Zeit schaltete Marina in dem kleinen Café ihr Telefon aus und spürte eine seltsame Erleichterung. Niemand würde sie vor Freunden demütigen. Sie war frei.
Sie zog ein kleines Notizbuch aus der Handtasche und schrieb eine To-Do-Liste: Scheidungspapiere einreichen, neue Wohnung suchen, eventuell einen Jobwechsel zu etwas Interessanterem. Das Leben begann gerade erst – und Igor gehörte zur Vergangenheit, die es zu hinter sich zu lassen galt.
Fazit: Diese Geschichte zeigt, wie schnell Missverständnisse und Respektlosigkeit eine Beziehung zerstören können. Marina versuchte, Liebe und Erinnerung zu feiern, doch Ignoranz und Gleichgültigkeit von Igor führten zum Bruch. Respekt und Wertschätzung sind elementar – ohne sie kann auch die tiefste Liebe zerfallen.