Veronikas Herausforderung: Ein unerwarteter Streit um das Ferienhaus am Meer

„Was sollen wir jetzt machen? Ich habe den Urlaub wie gewohnt für Anfang September geplant, Denis von der Schule freigestellt – und nun sagst du, wir dürfen nicht kommen? Wie soll ich das verstehen? Findest du das nicht ungerecht?“ So schrie Angela wütend ins Telefon. „Wo soll ich jetzt eine andere Möglichkeit finden? Und alles ist so teuer! Du weißt doch genau, dass ich keine Mittel habe, um die Unterkunft an der Küste zu zahlen! Das ist wirklich eine Katastrophe!“

Heute erhielt sie eine unerwartet schlechte Nachricht: Veronika, ihre ehemalige Schwägerin, die nach der Scheidung von ihrem Bruder nach Adler gezogen war, hatte ihr plötzlich den Zugang zu dem Raum verweigert, in dem sie mit ihrem Sohn bereits mehrere Jahre ihren Urlaub verbracht hatten.

Es waren bereits drei Jahre vergangen, seit Veronika mit ihrer Tochter ans Meer gezogen war und dabei alles hinter sich ließ – den Ehemann, den Job und die gemeinsam gekaufte Wohnung. Dort erwartete sie ein Haus, das ihr Vater ihr hinterlassen hatte.

Auch ihr Vater hatte sie und ihre Mutter damals verlassen. Er war einer jungen Sängerin verfallen und war ihr ans Meer gefolgt, wo er den Rest seines Lebens recht komfortabel verbrachte. Veronika hatte ihn schon lange vergessen, zuletzt hatte sie ihn als Fünfjährige gesehen. Ihre Mutter sprach niemals über ihn, als Folge seines Verrats hatte sie ihn für immer aus ihrem Gedächtnis gestrichen. Gegen Ende seines Lebens plagte ihn offenbar sein Gewissen, denn er gedachte seiner Tochter und vermachte ihr eines seiner Häuser an der Schwarzmeerküste.

Das Haus war kein Luxusobjekt, sondern sanierungsbedürftig, da es lange Zeit von ihrem Vater und der neuen Ehefrau als kleine Pension genutzt worden war. Trotzdem packte Veronika begeistert ihr neues Heim an, dankte dem Schicksal und ihrem verstorbenen Vater für das wunderbare Geschenk – und das auch noch zum richtigen Zeitpunkt, als sie von ihrem Ehemann im Stich gelassen worden war.

„Ein geerbtes Haus am Meer wurde für Veronika zum Zufluchtsort – gerade als ihr Ehemann sie verlassen hatte.“

Die Trennung erfolgte unschön. Veronika hatte schon Verdacht geschöpft, dass etwas in ihrer Beziehung nicht stimmte, wollte es aber nicht wahrhaben. Dann sah sie ihren Mann eines Tages mit einer anderen Frau, als sie unerwartet früh nach Hause kam.

Dank ihrer pädagogischen Ausbildung fand Veronika schnell eine Arbeitsstelle in einem Jugendzentrum. Stück für Stück brachte sie das Haus in einen ordentlichen Zustand, so gut es ihre begrenzten finanziellen Möglichkeiten zuließen, und lebte fortan mit ihrer fünfjährigen Tochter Arisha dort.

Um den Unterhalt zu sichern, vermietete sie einige Zimmer an Feriengäste. Sie betrachtete dies als effektive Einnahmequelle, selbst wenn kostspielige Reparaturen anstünden, für die viele Mittel notwendig waren. Besucher kamen regelmäßig, und Veronika gewährte stets Unterkunft – auch einigen wenigen Verwandten, die im Sommer zu Besuch kamen, die jedoch den Wert ihrer Situation erkannten und nicht dreist genügend waren, um eine kostenlose Unterkunft zu verlangen.

  • Veronika war besonders großzügig gegenüber ihrer Mutter, die gelegentlich zu Besuch kam.
  • Engere Familienmitglieder wie Angela hingegen nutzten die Gelegenheit deutlich häufiger – und mit mehr Anspruch.

Besonders dreist verhielt sich Veronika’s ehemalige Schwägerin, Angela. Bereits einen Monat nach Veronikas Umzug besuchte sie mit ihrem zehnjährigen Sohn Denis das Haus zum ersten Mal.

„Wow, ein Haus am Meer – das ist echt der Wahnsinn! Du hast wirklich Glück. Jetzt können wir richtig aufleben!“ schwärmte Angela, doch beim Blick auf Veronika wurde sie zögerlicher.

„Nika, so wie ich dich immer geliebt habe, liebe ich dich noch. Unsere Kinder sind ja Cousin und Cousine für’s Leben. Das ändert sich nicht. Lass uns wieder so miteinander umgehen wie früher. Für mich hat sich durch eure Scheidung nichts geändert. Ich erziehe meinen Sohn auch alleine. Wir sind nicht nur verwandt, wir sind wie Freundinnen“, erzählte Angela lebhaft, während sie neugierig das Haus inspizierte.

Die Gäste verbrachten zwei Wochen kostenfrei im Haus, wobei Angela kaum für Lebensmittel aufkam und sich fast ausschließlich zu Hause ernährte. Veronika war erstaunt, als sie sah, dass ein ebenfalls anwesender Cousin mit Familie für die Unterkunft zahlte.

„Wirklich? Sogar von der Familie verlangst du Geld? Dann wirst du ja bald Millionärin, Nika! Soll ich auch zahlen?“

„Eigentlich zahlt jeder, der im Haus übernachtet. Fremde wie auch Bekannte. Das ist normal. Es ist unmöglich, das alles alleine zu stemmen. Ohne Mieteinnahmen wären Arisha und ich bald mittellos.“

„Ach komm, ich will dir gar nichts zahlen“, entgegnete Angela sichtlich unzufrieden.

„Das habe ich schon verstanden.“

„Wir sind doch Freundinnen!“ fügte Angela übertrieben emotional hinzu.

Die Dreistigkeit von Angela überraschte Veronika kaum. Sie sah darin einen Überlebensmechanismus, da ihre Schwägerin nur mit Nachdruck und ohne Rücksicht weiterkam, während Veronika selbst zu zurückhaltend war, um dieser Forderung entgegenzutreten.

Dieses Jahr jedoch plante Veronika, das Haus zu renovieren. Sie kalkulierte ihre Finanzen, holte Rat bei Experten ein und beschloss, Ende September mit den Arbeiten zu beginnen.

„Wir haben viele Aufträge für November, Dezember und den Winter. Die meisten pensionen hier schließen erst mit dem Ende der warmen Saison ihre Türen für Renovierungen. Deshalb ist der September bei uns noch ein freier Monat“, erklärte ihr der Bauleiter.

Veronika folgte diesem Rat und setzte den Renovierungsbeginn direkt für September an, womit sie auch über die nötigen Mittel verfügte.

Wie gewohnt meldete sich Angela zwei Tage vor ihrer geplanten Ankunft telefonisch. Veronika war so in ihre Angelegenheiten vertieft, dass sie den bevorstehenden Besuch beinahe vergessen hatte. Doch Angela rief eigenständig an.

„Hallo, Nika! Wie geht’s der Millionärin? Schon die Limousine gekauft?“ lachte Angela scherzhaft ins Telefon. „Denis und ich kommen in ein paar Tagen. Die Koffer sind schon gepackt.“

„Angela, leider muss ich dir absagen“, sagte Veronika mit unerwartetem Nachdruck. Sie war froh, endlich zu diesem Entschluss gekommen zu sein.

„Wie meinst du das? Das ist doch ein Scherz, oder? Nika, bist du nicht im Ernst?“ empörte sich Angela und war weiterhin überzeugt, dass sie Veronika umstimmen könnte.

„Ich mache keine Scherze. Ich beginne in wenigen Tagen mit der Renovierung und werde keine Gäste empfangen.“

„Mach doch, was du willst. Wir wollen dich nicht stören. Gib uns wenigstens ein Zimmer. Du weißt doch, dass wir fast den ganzen Tag am Strand verbringen,“ versuchte Angela, sie zu überzeugen.

„Nein, das ist zu umständlich für mich und die Handwerker. Das Haus wird ohne fremde Personen sein. Wahrscheinlich ziehen Arisha und ich sogar vorübergehend aus.“

„Das ist doch gemein! Ich habe Urlaub beantragt, für Denis Freistellung von der Schule organisiert. Das Kind erwartet das versprochene Meer. Und jetzt verweigerst du uns das? Wer bist du denn?“ schrie Angela wütend ins Telefon.

„Das sind deine Probleme, also klär sie selbst. Ich verlange nicht, dass du meine löst“, antwortete Veronika gelassen.

„Ich bitte ja nicht um eine Wohnung. Nur ein Bett in einer Ecke, damit Denis und ich nach dem Strand bei dir schlafen können. Wo soll ich bloß in der Hochsaison noch eine Unterkunft finden? Und zahlen kann ich ohnehin nichts!“, beschwerte sich Angela weiter.

„Das Gespräch ist beendet. Noch einmal: Das sind deine Probleme, Angela. Ich stecke bis zum Hals in meinen eigenen. Auf Wiedersehen!“ Veronika legte auf, fest entschlossen, die eigenartige und aufgedrängte Freundschaft endgültig zu beenden.

Doch sie irrte sich. Die Hartnäckigkeit eines solchen Menschen zeigt sich gerade darin, dass er unaufhaltsam bleibt, egal wie viele Barrieren sich ihm entgegenstellen.

Als Veronika zwei Tage später abends heimkehrte, wurde sie Zeugin einer unerwarteten Szene und staunte nicht schlecht.

In einer gemütlichen Laube am hinteren Teil des Hofs, versteckt zwischen Weinreben und Efeu, saßen Angela und ihr Sohn Denis. Auf dem Tisch lagen einige Lebensmittel, offenbar stärkten sie sich nach der langen Reise. Angela war temperamentvoll und hätte sich gern ins Haus begeben, um in Ruhe zu essen und sich frisch zu machen. Allerdings hielten die Bauarbeiter, die gerade Türen und Türrahmen austauschten, sie davon ab.

„Angela? Warum seid ihr hier? Ich habe dir doch am Telefon alles erklärt. Hast du mir nicht geglaubt und wolltest dich selbst überzeugen? Und? Wurde dir jetzt klar, dass ich keine Unterkunft für euch habe?“ fragte Veronika mit einem leichten Grinsen.

„Absolut. Übrigens hallo! Aber das ändert nichts, Veronika. Ihr und Arisha schlaft irgendwo, dann legen wir uns eben mit dazu. Denis und ich sind nicht wählerisch. Enge ist kein Problem.“

„Willst du sonst noch etwas?“, platzte Veronika heraus, unfähig, die Frechheit länger zu ertragen. „Vielleicht eine Suite im teuersten Hotel, auf deine Kosten? Sag es ruhig! Ich organisiere das sofort. Ihr kommt doch jedes Jahr im September, und nun läuft nichts nach Plan. Andere Menschen scheren dich nicht, du willst nur deine Wünsche durchsetzen?“

„Hey, hey, pass auf, bevor ich beleidigt bin,“ reagierte Angela gewohnt dreist. „Da zieht dich wohl was runter, Freundin.“

„Und ich will, dass du endlich beleidigt bist und mich in Ruhe lässt! Wir sind keine Freundinnen!“

„Wirklich willst du uns vertreiben? Mich und meinen Sohn einfach weg?“

„Genau das! Ich sagte dir vor zwei Tagen, ihr bleibt hier nicht. Da hast du wohl entweder Hör- oder Denkprobleme!“

Angela verzog vor Wut das Gesicht. „Jetzt verstehe ich, warum mein Bruder dich verlassen hat. Gut, dass ich ihn verstehe! So eine schwierige Frau wie dich ein Leben lang zu ertragen, kostet bestimmt viel Kraft. Ich dachte, du wärst anders, freundlich, verständnisvoll. Doch du hast die ganze Zeit nur gespielt! Das ist dein Schicksal: Du bist jetzt allein! Und übrigens, Slavka geht es gut! Er ist glücklich! Er hat eine neue Familie und liebt seine Frau. An deine Tochter denkt er nicht einmal. Du kannst hier allein mit ihr bleiben. Ihr erstickt vielleicht an eurem Haus!“

Angela war nicht mehr zu stoppen, schüttete ihren Groll über Veronika aus, die ihr immer wohlwollend begegnet war. Doch die bekannte Weisheit bewahrheitete sich: Wer Gutes tut, muss nicht auf Dank hoffen. Ein klassischer Fall.

„Komm, Sohn, verschwinden wir hier. Lasst sie ersticken an ihrem Haus, ihr reichen Leute!“

Veronika behielt die Fassung und antwortete nicht auf Angela. Sie war darüber erhaben und schenkte den Worten keine Beachtung. Ebenso waren ihr die Geschehnisse um ihren Ex-Mann egal, den sie längst aus ihrem Leben gestrichen hatte.

Aber bei der Auswahl ihrer Mitmenschen, mit denen sie kommunizierte oder gar Freundschaften pflegte, würde sie künftig wesentlich vorsichtiger sein.

Veronika und ihre Tochter fühlen sich hier, in ihrem Haus und in dieser Stadt, sehr wohl. Dieses Leben reicht ihnen vollkommen aus. Und tatsächlich lernt Veronika viele nette und freundliche Bekannte kennen, so dass ihr nie langweilig wird.

Angela mietete in der Nähe ein Zimmer und verbrachte die Tage mit ihrem Sohn dort. Sie telefonierte regelmäßig mit ihrer Mutter, Veronikas ehemaliger Schwiegermutter, und beschwerte sich unaufhörlich über Veronika. Selbst ihre Mutter war müde von diesen störenden Anrufen und bat sie schließlich, sie in Ruhe zu lassen.

Es bleibt rätselhaft, wie Menschen solche Wut und Boshaftigkeit ertragen können, da sie die Seele immer weiter zersetzt. Es wäre besser, die Sonne, das Meer und das gesunde Kind zu genießen – einfach das Leben, das ihnen gegeben wurde.

Abschließend zeigt diese Geschichte eindrücklich, wie familiäre Konflikte und unterschiedliche Lebenssituationen unerwartete Spannungen hervorrufen können. Veronikas Entschlossenheit, ihr Leben selbstbestimmt und eigenverantwortlich zu gestalten, bildet das zentrale Motiv. Trotz Widrigkeiten findet sie mit ihrer Tochter im neuen Umfeld Halt und Lebensqualität, während es wichtig bleibt, klare Grenzen gegenüber Menschen zu setzen, die diese nicht respektieren.