Ein sterbendes Mädchen wünschte sich keine Motorradtour, sondern einen Tag mit einem Vater

Mit einem weißen Verband um den Kopf hob das kleine Mädchen den Blick und sprach Worte, die mein Herz zerbrachen: „Ich möchte keine Motorradfahrt. Ich wünsche mir, dass du für einen ganzen Tag mein Papa bist.“

Ich bin 53 Jahre alt, fahre seit beinahe drei Jahrzehnten mit meinem Motorradverein und habe nie eigene Kinder gehabt. Nie verheiratet, nie sesshaft, glaubte ich stets, dass Vatersein nicht zu meinem Leben gehören sollte.

Doch als ich an jenem Tag in diesem Wohnzimmer stand und auf die kleine sechsjährige Lily blickte, die ihren Teddy eng umschloss, spürte ich plötzlich ein warmes Gefühl in meiner Brust aufsteigen.

Jennifers Anruf beim Club war drei Tage zuvor eingegangen. Ihre Stimme zitterte am Telefon, als sie erzählte: „Meine Tochter hat einen Gehirntumor und vielleicht noch zwei Monate zu leben. Sie liebt Motorräder und fragte, ob ein echter Biker sie vor ihrem Ende auf eine Fahrt mitnehmen kann.“

Unser Präsident hatte um Freiwillige gebeten, und sofort meldeten sich alle. Doch Jennifer wählte mich anhand der Fotos, die sie gesehen hatte: „Lily meinte, er sieht aus, als könnte er gut umarmen“, berichtete sie unserem Chef.

Dort stand ich also, bereit, das kleine Mädchen auf eine kurze Fahrt um den Block mitzunehmen. Ich hatte schon Charity-Touren absolviert, kranke Kinder in Krankenhäusern besucht – ich dachte, ich wüsste, was mich erwartete.

Meine Harley war geputzt und poliert, die Weste frisch gepflegt, sogar einen kleinen rosa Helm mit Schmetterlingen brachte ich mit.

Doch als ich mich neben Lily auf die Couch setzte und fragte, ob sie bereit sei, aufzubrechen, schüttelte sie den Kopf. „Können wir nicht einfach zusammen so tun?“, flüsterte sie zart.

„Mein Kopf tut heute weh. Der Arzt sagte, der Tumor macht mir schwindelig. Mama hat mir gesagt, du kommst, aber ich möchte nicht, dass du deine Zeit verschwendest…“ Ihre Stimme versiegte.

„Können wir so tun, als wärst du für heute mein Papa? Ich hatte nie einen.“

Jennifer stand weinend in der Tür, während ich sie ansah. „Ich hätte es dir sagen sollen, tut mir leid.“

Was konnte ich tun? Ein sterbendes Kind ablehnen? Gehen, weil ich das nicht erwartet hatte? Ich bin zwar viel, aber kein unbarmherziger Mann.

„Natürlich, Schatz“, antwortete ich mit brüchiger Stimme, „was machen Väter und Töchter zusammen?“

Entgegen ihrer Schmerzen erstrahlte Lilys Gesicht. „Kannst du mir eine Geschichte vorlesen, danach einen Film mit mir schauen? Und sagst du mir dann, dass ich hübsch und klug bin, wie Väter es tun?“

„Wie kann ein Kind ohne Gutenachtgeschichten und Zuspruch ins Leben gehen?“

Tränen liefen mir über das Gesicht. Dort saß ich neben einem sechsjährigen Mädchen, das ich kaum kannte, und lernte, wie wichtig diese Momente sind.

Ich verbrachte die folgenden acht Stunden als ihr Vater, las ihr jedes Buch aus ihrem Regal vor – sogar zwei Mal. Gemeinsam schauten wir ihren Lieblingsfilm über eine Prinzessin, die sich selbst befreit.

Ich bereitete ihr Mittagessen zu, schnitt ihr Sandwich in Dreiecke, so wie Väter es angeblich machen. Beim Zeichnen half ich ihr, und als die Müdigkeit sie überkam, trug ich sie zur Couch, auf der sie an meiner Schulter einschlief.

Jennifer erzählte mir ihre Geschichte, während Lily schlief. Sie war mit neunzehn schwanger geworden und von dem Vater verlassen worden, als sie es ihm mitteilte. Allein zog sie Lily auf, arbeitete zwei Jobs und kam kaum zum Durchatmen.

Obwohl sie schwierige Zeiten hatten, gab es gute Jahre. Doch vor sechs Monaten begann Lily mit starken Kopfschmerzen. Der entdeckte Tumor war unheilbar – zu tief, aggressiv und schnell wachsend.

„Vor einem Monat fragte sie mich, warum sie keinen Vater hat“, sagte Jennifer und wischte ihre Tränen. „Alle Freunde in der Schule haben einen. Lily wollte wissen, warum ihr Vater sie nicht wollte.“

„Ich fand keine Worte. Wie erklärt man einem sterbenden Kleinkind, dass manche Menschen nur eigensinnig und herzlos sind?“

Als Lily erwachte, schaute sie mich mit großen Augen an und fragte: „Kommst du morgen wieder?“

  • Die kleine Lily lehrte mich in sechs kurzen Jahren mehr über Liebe und Mut, als ich in 53 Jahren erfahren habe.
  • Ich trage ihr Bild in meiner Brieftasche – gezeichnet von ihr, als Erinnerungsstück an uns.
  • Heutzutage zögere ich nicht mehr, wenn man mich nach Kindern fragt.

„Ja“, antworte ich dann. „Ich hatte eine Tochter namens Lily – sie war das Beste, was mir je passieren konnte.“

Dieses bewegende Erlebnis zeigt eindrucksvoll, wie ein kleiner Wunsch einen tiefgreifenden Einfluss auf das Leben haben kann. Die Geschichte von Lily erinnert uns daran, wie wertvoll Liebe, Mut und Mitgefühl in jeder Lebenslage sind.

Abschließend lässt sich sagen, dass ihre Zeit mit mir nicht nur ein Geschenk für sie war, sondern auch für mich – eine Erinnerung daran, wie sehr menschliche Wärme jede noch so schwierige Situation erhellen kann.