Charlie, ein fünfzehnjähriger Junge, konnte nicht verstehen, warum seine Freunde teure Geschenke bekamen, während er sich mit den Rechtfertigungen seiner Mutter abfinden musste. Doch eines Tages erfuhr er, dass sie bereits für seine nächsten fünfzehn Geburtstage vorgesorgt hatte – und diese Entdeckung veränderte alles.
Nach der Schule schlenderten Charlie und sein Klassenkamerad Mark über den Schulhof. Charlie trug seinen Rucksack lässig über einer Schulter, während die späten Nachmittagsstrahlen die Umgebung in ein warmes Licht tauchten.
„Hast du es schon gehört?“ fragte Mark, die Stille brechend. „Am Freitag steht noch eine Prüfung an.“
Charlie seufzte schwer und ließ die Schultern hängen. „Nicht dein Ernst! Das wäre dann die vierte diese Woche. Ich kann nicht mehr.“
Mark schmunzelte. „Hör auf zu jammern. Du schaffst das schon. Du bist vor Prüfungen immer nervös, aber am Ende läuft es doch gut.“
Charlie murmelte etwas Unverständliches, blickte sich auf dem Parkplatz um und wechselte das Thema. „Meine Mutter ist wieder zu spät dran. Was, wenn etwas passiert ist?“
„Mach dir keinen Kopf“, sagte Mark und zuckte mit den Schultern. „Sei froh, dass sie sich um dich kümmert. Das ist nicht selbstverständlich.“
Charlie warf ihm einen genervten Blick zu. „Ach ja? Und wo ist dein Auto? Du scheinst ziemlich entspannt zu sein.“
Mark lachte leicht. „Ich brauche keinen Fahrdienst mehr. Meine Eltern haben mir zum Geburtstag ein Auto geschenkt.“
Charlie blieb stehen, seine Augen weiteten sich. „Was? Ein Auto? Kein Wunder, dass du so entspannt bist.“
Mark zuckte erneut mit den Schultern. „Sei trotzdem dankbar. Deine Mutter gibt ihr Bestes.“
„Na ja, bis morgen“, sagte Mark schließlich und ging in Richtung des Schülerparkplatzes.
Kurz darauf tauchte Charlies Mutter Alice endlich auf. Das vertraute Auto hielt vor ihm, während er, genervt, seinen Rucksack zurechtrückte und einstieg.
„Entschuldige, dass ich wieder spät dran bin, Schatz“, sagte Alice mit einem unsicheren Lächeln.
Charlie sah aus dem Fenster und murmelte: „Das passiert ständig.“
Alice atmete tief durch und fragte ruhig: „Wie war dein Tag?“
„Nicht gut“, antwortete Charlie schroff. „Mark hat ein Auto zum Geburtstag bekommen.“
Alice lächelte leicht. „Das ist doch schön für ihn. Vielleicht nimmt er dich mal mit.“
Charlie sah sie ungläubig an. „Mein Geburtstag ist bald. Kannst du mir auch ein Auto schenken?“
Alice umklammerte das Lenkrad und antwortete vorsichtig: „Schatz, ich habe dein Geschenk bereits vorbereitet. Aber ein Auto? Das können wir uns momentan nicht leisten.“
„In ein paar Jahren?“ Charlies Stimme war wütend. „Bis dahin lachen mich alle aus.“
Alice seufzte schwer. „Charlie, ich verstehe, dass das frustrierend für dich ist, aber wir können nicht alles haben.“
Charlie verschränkte die Arme und schwieg. Die Heimfahrt verlief in bedrückender Stille.
Zu Hause ließ Charlie seine Tasche achtlos auf den Boden fallen und sah sich unschlüssig um. Etwas nagte an ihm. Seine Mutter hatte in letzter Zeit so geheimnisvoll gewirkt, besonders nach ihren Streitereien.
Seine Neugier trieb ihn schließlich ins Schlafzimmer seiner Mutter. Dort entdeckte er ihren Laptop und begann, ihre E-Mails zu durchsuchen. Zwischen gewöhnlichen Nachrichten fiel ihm eine E-Mail auf, die eine Lieferung für seinen nächsten Geburtstag bestätigte. Neugierig klickte er weiter und entdeckte, dass insgesamt fünfzehn Geschenke für die kommenden Jahre geplant waren.
Charlies Herz raste. Er fand einen kleinen Schlüssel in einer Schublade und eine Adresse zu einem Lagerhaus.
Im Lagerhaus öffnete er nervös das Tor. Drinnen standen zahlreiche Pakete, jedes sorgfältig verpackt und mit handgeschriebenen Notizen versehen. Die Luft roch nach Karton und einem Hauch von Parfüm.
Charlie nahm eine Notiz in die Hand: „Alles Gute zum 17. Geburtstag, mein Schatz. Ich hoffe, dir gefällt dieser PC. Arbeite fleißig und bleib stark!“
Dann entdeckte er einen weiteren Zettel: „Mein lieber Sohn, falls du dies liest, bin ich vielleicht nicht mehr bei dir. Ich habe schon vor Jahren erfahren, dass ich unheilbar krank bin. Diese Geschenke sollen dir zeigen, wie sehr ich dich liebe.“
Charlies Augen füllten sich mit Tränen. Die Worte verschwammen vor ihm, und er fühlte einen Schmerz, der ihm die Luft nahm.
Zurück zu Hause trat er ins Wohnzimmer, wo seine Mutter mit einem Buch auf der Couch saß. Als sie seinen tränenüberströmten Gesichtsausdruck sah, ließ sie das Buch sinken. „Charlie, was ist passiert?“
Er rannte zu ihr und schlang die Arme um sie. „Mama, es tut mir leid“, flüsterte er. „Ich brauche keine Geschenke, kein Auto. Ich will nur dich bei mir haben.“
Alice drückte ihn fest an sich und flüsterte: „Ich liebe dich, mein Schatz.“
In diesem Moment verstand Charlie, was wirklich wichtig war: die Zeit und Liebe, die sie ihm schenkte. Alles andere war bedeutungslos.