Meine Tochter heiratete vor neun Jahren, und von diesem Moment an hörte man in ihrem Haus nur Kinderstimmen, Geschrei, Lachen und natürlich Tränen. Sie haben inzwischen sechs Kinder, und es scheint, als wäre sie ständig schwanger. Ihr Leben war ein einziges Wirrwarr aus Windeln, Hausaufgaben und ständigem Stress. Es schien, als würde sie immer wieder schwanger werden, ohne eine Pause zu haben. Aber wisst ihr, wie sie das alles schafft? Ganz einfach: Sie schafft es nicht alleine. Ich bin diejenige, die ihr Haus am Laufen hält.
Jeden Tag nach der Arbeit eilte ich zu ihr. Ich kochte das Abendessen, half den Älteren bei den Hausaufgaben und wiegte die Kleineren in den Schlaf. Wochenenden? Es gab keine Wochenenden mehr für mich – ich wurde praktisch zur Haushaltshilfe. Jeden Samstag und Sonntag war ich dort, putzte, wusch und half, wo immer es nötig war. Ich fühlte mich wie eine Sklavin in einem eigenen Leben, meiner Freiheit beraubt. Aber ich konnte nicht aufhören, ihr zu helfen – sie war meine Tochter, und ich liebte sie.
Aber als ich bemerkte, dass sie wieder schwanger war, zog es mir den Boden unter den Füßen weg. Mein Herz zog sich zusammen. Sie hatte schon sechs Kinder, wie lange sollte das noch so weitergehen? Ich fühlte mich erschöpft und überfordert. Es wurde mir klar: So konnte es nicht weitergehen. Ich brauchte eine Veränderung, etwas, das mich aus diesem Strudel herausholen konnte.
Meine Schwester hatte mir schon lange angeboten, bei ihr zu leben. Sie und ihr Mann wohnten in einem schönen Haus am Meer. Dort gab es Ruhe, frische Luft und Frieden. Es war der Ort, den ich so dringend brauchte, um wieder zu mir selbst zu finden. An diesem Tag traf ich die Entscheidung, die längst überfällig war.
„Es tut mir leid, meine Tochter“, sagte ich mit zitternder Stimme zu ihr. „Aber du musst deine Kinder selbst erziehen. Ich kann nicht mehr.“

Ihre Augen füllten sich mit Tränen, und ich konnte sehen, wie verletzt sie war. Aber ich konnte nicht mehr. Ich hatte mich in den letzten Jahren so verausgabt, dass ich das Gefühl hatte, selbst keine Luft mehr zu bekommen. Ich packte meine Sachen, verkaufte meine Wohnung und zog zu meiner Schwester. Es war ein schwerer Schritt, aber ich wusste, dass es der einzig richtige war.
Am Meer fand ich mich selbst wieder. Die frische Luft, die Stille und der Frieden halfen mir, meine Gedanken zu ordnen. Ich fand eine neue Arbeit, begann mein eigenes Leben und genoss die Freiheit, die ich so lange vermisst hatte. Ein Teil meines Gehalts ging an meine Tochter – ich wollte nicht, dass die Kinder leiden. Aber zurückkehren? Niemals.
Meine Familie verurteilte mich. Sie nannten mich egoistisch und sagten, ich solle doch bei meiner Tochter bleiben, ihr weiterhin helfen. Doch sie wussten nicht, was ich all die Jahre durchgemacht hatte. Sie wussten nicht, wie es war, in einem ständigen Kreislauf von Pflege und Verpflichtungen gefangen zu sein. Ich hatte endlich verstanden: Manchmal muss man „Nein“ sagen – selbst zu den Menschen, die einem am nächsten stehen.

Jetzt genieße ich die Ruhe. Ich habe meine eigenen Freiheiten zurück und entdecke jeden Tag ein bisschen mehr von mir selbst. Meine Tochter? Sie ist stark, sie wird zurechtkommen. Sie musste lernen, ohne meine ständige Hilfe auszukommen. Und das Beste, was ich für sie tun konnte, war, ihr die Chance zu geben, selbstständig zu werden. Ich weiß, dass sie es schaffen wird – sie ist eine tolle Mutter. Aber jetzt bin ich endlich wieder die Frau, die ich vor all den Jahren war.