Ich stand am Fenster und starrte auf die Straße, als ob ich dort eine Antwort finden könnte. Draußen ging der Regen nieder, die Tropfen prasselten gegen die Scheibe, als wollten sie all das Ungesagte, das zwischen uns stand, fortwaschen. Doch da war nichts, was weggewaschen werden konnte. Die Kälte des Regens erinnerte mich daran, wie die Wärme, die ich mir von meiner Tochter erhoffte, immer kälter wurde.
„Mama, was machst du da?“, fragte Franziska, ihre Stimme klang plötzlich weicher, als sie in den Raum trat. Ich hatte nicht bemerkt, wie sie mich beobachtet hatte, als ich in Gedanken versunken vor dem Fenster stand.
„Ich wollte dir nur etwas Frische bringen“, sagte ich leise und versuchte, ein Lächeln zu erzwingen. Doch es blieb nur ein Schatten. „Ich wollte, dass du dich nicht allein fühlst.“
Sie kam näher und setzte sich auf den Stuhl am Tisch. Ihre Augen sahen mich nun nicht mehr wie eine Fremde an, sondern mit einem Blick, der etwas von Unsicherheit und Bedauern trug. Vielleicht hatte sie es selbst noch nicht ganz begriffen, wie weit wir voneinander entfernt waren. Aber ich konnte es fühlen. Es war, als ob wir zwei völlig verschiedene Welten bewohnten.
„Du hast dich verändert, Mama“, sagte sie, fast wie eine Entschuldigung. „Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, als du einfach so vor der Tür standest. Es war plötzlich… zu viel. Du bist nicht mehr die Mama, die immer da war.“
„Ich wollte nur mein Enkelkind sehen“, sagte ich, und dabei schnürte sich meine Kehle zu. „Ich wollte dir etwas zurückgeben, dir helfen. Aber es fühlt sich an, als wäre ich nicht mehr willkommen.“
„Das ist nicht…“, sie stoppte mitten im Satz. Ihre Worte hingen in der Luft wie die unangenehme Stille, die in der Wohnung schwebte. „Es ist nur, dass… du verstehst es nicht, Mama. Ich habe viel zu tun, du weißt doch, wie das ist. Die Arbeit, Finn… alles.“
„Ich weiß, dass du viel zu tun hast“, sagte ich, ohne sie anzusehen. „Aber was ist mit uns? Was ist mit der Familie?“
Sie senkte den Kopf, als ob sie sich schämte, und ich sah in ihren Augen den Ausdruck, den ich bei ihr schon lange nicht mehr gesehen hatte: Zweifel. Vielleicht hatte sie mich doch vermisst, auch wenn sie es nicht zugeben wollte. Vielleicht war es nicht nur der Stress, der