Die Wahrheit hinter dem ersten Blick: Ein Verrat, der alles veränderte

Er ist ein völlig anderer Mann, als sie ihn je gekannt hatte. Karola lag stumm neben ihrem Sohn, der friedlich schlief, während die Schatten der Nacht langsam den Raum einhüllten. Andreas hatte sich neben sie gesetzt, aber sie spürte nicht die Nähe, die einst zwischen ihnen war. Was geblieben war, war die Leere. Und die Wut.

„Du bist kein Idiot, Andreas“, flüsterte sie schließlich, die Stimme brüchig, „du bist ein Feigling.“

Andreas hob den Blick. Sie konnte die Tränen in seinen Augen sehen, doch er ließ sie nicht zu. Stattdessen starrte er auf den kleinen Jungen, der in seinem Bettchen lag, und der Muttermal auf seinem Bein brannte in seinem Gedächtnis wie ein unverzeihliches Zeichen.

„Warum hast du mir nicht vertraut?“, fragte Karola, ihre Stimme war ein Hauch, fast zerbrechlich. „Warum hast du mich so gedemütigt?“

„Ich wusste nicht, was ich denken sollte. Alles war zu viel“, sagte Andreas und starrte den kleinen Peterle an, als suche er nach einer Erklärung in dessen Gesicht.

„Alles war zu viel?“, wiederholte Karola ungläubig. „Du hast mein Vertrauen erschüttert, du hast uns beide verlassen, als wir dich am meisten brauchten. Du hast uns zum Spielball deiner Unsicherheit gemacht.“

Andreas seufzte und legte seinen Kopf in die Hände. „Ich habe Angst gehabt. Ich hatte Angst, dass er nicht mein Sohn ist, dass du mich betrogen hast. Aber er… er sieht aus wie ich. Und das …“ Seine Stimme brach, und Karola konnte nicht mehr weiter zuhören. Sie war müde – müde von seinen Ausreden, müde von der Enttäuschung.

„Und jetzt?“ fragte sie, ihre Augen starr auf das Kind in seinem Bett. „Was wirst du tun, Andreas?“

Er blickte sie an, ein schwaches Lächeln auf seinen Lippen, als er die Hand ausstreckte und vorsichtig das Handgelenk seines Sohnes berührte. „Ich werde tun, was ich immer tun sollte – ich werde ein Vater sein“, sagte er leise. „Es tut mir leid, Karola. Ich… ich kann es nicht ungeschehen machen, aber ich kann mich ändern.“

Karola schloss für einen Moment die Augen und dachte nach. Sie wusste, dass es eine lange Reise vor ihnen beiden war – eine Reise des Vertrauens und der Vergebung, aber auch der Heilung. Sie wusste nicht, ob sie ihn wieder lieben konnte, nicht gleich. Aber vielleicht, dachte sie, konnte sie ihm irgendwann vergeben.

„Wir werden sehen, Andreas“, sagte sie schließlich. „Wir werden sehen.“

Sie legte sich zurück, den Kopf auf das Kissen. Ihre Gedanken wirbelten, doch der Klang des gleichmäßigen Atems ihres Sohnes beruhigte sie langsam. Vielleicht war es nicht das Ende, das sie sich gewünscht hatte. Aber es war ein Anfang. Ein Anfang für eine neue Geschichte – für ihren kleinen Peterle und für die Familie, die sie gemeinsam neu aufbauen mussten.

Und vielleicht, nur vielleicht, würde dieser Neuanfang sie irgendwann wieder näher zusammenführen.