Es war der schönste Tag in meinem Leben – mein Hochzeitstag. Ich hatte mein Herz an Anton gegeben und freute mich darauf, diesen Schritt mit ihm zu gehen. Die Zeremonie war sorgfältig geplant, und Amelia, die Tochter meines Mannes, war ebenso aufgeregt wie ich. Seit ihrem sechsten Lebensjahr war sie wie meine eigene Tochter. Wir hatten ein unzertrennliches Band aufgebaut, und ich hatte sie durch viele Höhen und Tiefen begleitet.
Als Anton und ich uns verlobten, hatte Amelia die Planung der Hochzeit zu ihrem eigenen Projekt gemacht. Sie hatte ihr Traumkleid ausgesucht, hilfsbereit bei der Dekoration beigetragen und sogar ihre Rolle als Blumenmädchen übernommen. Sie strahlte an diesem Tag vor Glück, und es war so offensichtlich, dass sie sich auf den Moment freute, in dem sie vor mir und ihrem Vater hergehen würde, während die Gäste uns mit einem Lächeln anlächelten.
Doch als die Musik begann und ich in den Gang trat, um zu meinem zukünftigen Ehemann zu gehen, merkte ich sofort, dass etwas nicht stimmte.
„Wo ist Amelia?“, flüsterte ich Anton zu, und der besorgte Blick in seinen Augen sagte mehr als Worte.
„Ich weiß es nicht. Sie war doch gerade noch da…“
Die Minuten vergingen, aber Amelia war nirgends zu sehen. Die Gäste begannen sich unruhig umzusehen, und das Lächeln, das ich mir so gewünscht hatte, verschwand von meinen Lippen. Die Zeremonie wurde unterbrochen, und alle begannen, sich nach Amelia umzusehen.
20 Minuten vergingen wie in Zeitlupe. Der Gedanke, dass etwas mit ihr nicht stimmte, fraß sich durch mein Herz. Wo konnte sie nur sein?
Dann, endlich, rief jemand: „Ich höre ein Klopfen!“
Alle drehten sich um, und ich spürte, wie sich die Luft plötzlich verdichtete. Wir eilten zum Vorratsschrank, der sich in der Ecke des Flurs befand. Als die Tür aufging, stand Amelia da – ihr Gesicht war von Tränen überströmt, und ihre Hände hielten immer noch den Blumenstrauß, den sie eigentlich in der Zeremonie tragen sollte. Ihr kleiner Körper zitterte, und sie deutete mit dem Finger auf etwas im Raum.
„Amelia“, sagte ich sanft und trat auf sie zu, mein Herz schlug schneller. „Was ist passiert, Schatz? Warum bist du hier?“
Mit zitternder Stimme flüsterte sie: „Ich wollte, dass du einen perfekten Tag hast. Aber ich… ich wollte nicht, dass der Moment vorbei ist. Ich wollte nicht, dass alles anders wird.“
Ihre Worte trafen mich wie ein schwerer Schlag. Amelia, meine geliebte Tochter, hatte Angst davor, mich zu verlieren – das war der wahre Grund, warum sie sich in diesem Moment versteckt hatte. Der Gedanke, dass sie glaubte, unsere Bindung würde sich ändern, sobald ich mit ihrem Vater verheiratet war, brach mir das Herz.
Ich kniete mich vor sie und nahm ihre kleinen Hände in meine. „Amelia, du bist mein Herz. Es wird nichts an uns ändern. Du wirst immer meine Tochter sein, ganz egal, was sich verändert. Nichts kann das zwischen uns trennen.“
Ich zog sie in meine Arme, und für einen Moment war alles still. Der Lärm der Hochzeitsgäste, die aufgeregt flüsterten und nach uns suchten, war von meiner Wahrnehmung verschwunden. Es gab nur uns, und ich wusste, dass es nichts gibt, was unsere Liebe zueinander je erschüttern könnte.
Schließlich nahmen wir ihren Blumenstrauß und gingen gemeinsam zurück in den Raum, um die Zeremonie fortzusetzen. Amelia, das kleine Blumenmädchen, das den Tag als mein größtes Geschenk ansah, konnte schließlich ihren Platz einnehmen. Sie strahlte, als sie an meiner Seite ging, und ich wusste, dass wir alle zusammen auf eine Zukunft voller Liebe und Vertrauen blickten.
Amelia hatte vielleicht in diesem Moment ihre Ängste überwunden, aber wir hatten uns gegenseitig versprochen, niemals wieder im Schatten der Unsicherheit zu leben.