Almas überraschende Wendung: Vom scheinbar perfekten Leben zur neuen Realität

„Du bist ein wenig zu früh dran, ich habe Besuch“, erklärte Liselotte, als ich an ihrer Wohnungstür klingelte.

Bis vor wenigen Tagen war Alma überzeugt, dass ihr Leben keine Wünsche offenließ: Ein liebevoller Ehemann, zwei bezaubernde Kinder und ein behagliches Heim in Hamburg. Doch plötzlich brach dieses Gefühl der Sicherheit wie eine umgestürzte Kettenreaktion zusammen.

Es war Juli, die Luft drückte schwer und die Urlaubszeit war kaum noch drei Wochen entfernt. In dieser Zeit sollte Sven von seiner Dienstreise zurückkehren, die Kinder aus dem Ferienlager heimkehren und eine gemeinsame Fahrt zum Bodensee geplant sein. So standen die Pläne fest, dennoch hatte das Schicksal ganz andere Pläne.

Drei Tage nach Svens und der Kinder Abreise überkam Alma die Langeweile. Sie entschied sich, den Abend mit ihrer Freundin Liselotte zu verbringen. Mit einer Schachtel Bienenstich machte sie sich auf den Weg. Auf dem Weg dorthin versuchte sie Liselotte telefonisch zu erreichen, doch diese reagierte nicht. „Sie ist vermutlich gerade von der Arbeit gekommen und nimmt eine Dusche“, dachte Alma.

Als sie schließlich vor Liselottes Wohnung stand, drang Musik zu ihr hinaus. Sie klingelte und die Musik verstummte. Noch einmal rief sie: „Lisi, ich bin’s, mach doch auf!“

Die Tür ging auf, Liselotte wirkte etwas verlegen.

„Alma, du bist ein bisschen zu früh, ich habe Besuch“, sagte sie.

„Dann komm ich ein andermal wieder“, antwortete Alma und wollte bereits zum Aufzug gehen, als ihr eine rote Ledertasche unter dem Garderobenschrank auffiel – genau die Art Tasche, die Sven bei seinen Geschäftsreisen stets mitnahm.

„Gäste oder ein Gast?“, fragte Alma scharf und schob Liselotte zur Seite, um hineinzugehen.

Sven saß in Hausschuhen und einem weißen T-Shirt auf dem Bett.

„Guten Abend, mein Mann!“, rief Liselotte, drehte sich um und verließ zügig den Raum. „Ich will nicht stören.“

Ohne zu zögern begann Alma, Svens Habseligkeiten zu packen. Zwei große Koffer füllte sie mit seinem Laptop, allen Unterlagen vom Schreibtisch, Schuhen und sonstigem Krimskrams. Seine Sammlung von Bierkrügen, die er von seinen Reisen aus aller Welt mitgebracht hatte, verpackte sie vorsichtig in Unterwäsche, um Beschädigungen zu vermeiden. Was nicht hineinpasste, stopfte sie in alte Säcke, die noch vom letzten Renovierungsprojekt übrig waren.

All dies platzierte sie im Flur, dort, wo Sven noch den Schlüssel hatte. Die Wohnungstür schloss Alma von innen ab.

Noch bevor Alma ihren Kaffee fertig hatte, ertönte die Klingel und Sven rief vom Flur: „Alma, mach die Tür auf, wir müssen reden!“

Doch sie ignorierte ihn. Das Telefon klingelte. „Warum hast du meine Sachen hier abgestellt?“, lautete Svens Stimme.

„Weil du hier nicht mehr wohnst“, erwiderte sie kühl.

„Wir haben die Wohnung gemeinsam gekauft, ich habe genauso ein Anrecht!“, protestierte er.

„Das wird vor Gericht geklärt“, antwortete Alma. „Bring den Gerichtsbeschluss, dann lässt du mich rein.“

„Wohin soll ich denn jetzt gehen?“, fragte Sven verzweifelt.

„Das weiß ich nicht. Vielleicht zu Liselotte, die würde dich bestimmt aufnehmen. Oder bei deinen Eltern oder deiner Schwester – jemand wird dich beherbergen.“

Alma vernahm, wie Sven irgendwo anrief, vermutlich bei seinen Eltern. Kurz darauf klopfte er wieder an die Tür:

„Alma, lass ein paar Sachen hier, ich schaffe nicht alles auf einmal.“

„Dann nimm ein Umzugsunternehmen oder einen Kurier. Was du nicht mitnimmst, wird morgen entsorgt“, sagte sie bestimmt.

Am nächsten Morgen war kein einziges von Svens Gepäckstück mehr im Flur zu sehen. Es war mühsam, aber Alma gelang es, für Samstag einen Handwerker zu finden, der das Schloss auswechselte. So konnte Sven ohne ihre Erlaubnis die Wohnung nicht mehr betreten.

Am Montag reichte sie drei Anträge ein: Scheidung, Unterhalt und Aufteilung des Vermögens.

„Alma, wir teilen die Wohnung hälftig. Du wirst mit den Kindern in einer kleinen Gemeindewohnung landen“, drohte Sven.

Doch das Gericht entschied anders. Die Zweizimmerwohnung war tatsächlich während der Ehe angeschafft worden. Zur Finanzierung hatte Alma zuvor ihre Einzimmerwohnung verkauft, in der sie bis zur Geburt der zweiten Tochter lebte, und den Rest über einen Kredit finanziert, den sie noch abzahlte. Das Gericht verfügte, dass Sven die Hälfte des ausstehenden Kreditbetrags zahlen müsse.

„Woher willst du das Geld nehmen, um mir meinen Anteil auszuzahlen?“, lästerte ihr Ex-Mann.

„Mach dir keine Sorgen, ich werde schon eine Lösung finden“, entgegnete Alma. „Sag mir nur, wann deine Eltern das Haus räumen, das ich geerbt habe.“

„Warum sollen sie das tun? Sie wohnen dort schon seit sieben Jahren“, wunderte sich Sven.

„Genau, sieben Jahre sind genug. Reicht ein Monat für die Organisation?“, fragte Alma nachdrücklich.

Das Haus, von dem Alma sprach, war ein solider Fachwerkbau mit großer Küche, zwei Zimmern im Erdgeschoss und zwei weiteren Schlafzimmern unter dem Dach. Es verfügte über eine Gasheizung und fließendes Wasser. Das Grundstück maß vier Ar. Einst wollten Alma und Sven selbst dort einziehen, doch die Lage des Vororts erschwerte den Arbeits- und Kindergartenweg.

Ein Jahr blieb das Haus leer, bis Svens jüngere Schwester heiratete und seine Eltern dort einzogen, während das frisch verheiratete Paar in die alte Wohnung zog. Sie wohnten dort sieben Jahre, legten einen kleinen Gemüsegarten an und pflanzten Kartoffeln – die Mutter war ans Landleben gewöhnt.

„Du kannst meine Eltern nicht einfach vertreiben. Sie haben das Haus zu ihrem Zuhause gemacht“, protestierte Svens Mutter am Telefon.

„Ich zahle für den neuen Gaskessel, wenn ihr die benötigten Unterlagen einreicht“, entgegnete Alma.

Alma telefonierte sogar persönlich mit den Schwiegereltern wegen des Auszugstermins.

„Alma, bist du unverschämt? Alte Menschen ohne Dach über dem Kopf zu lassen! Wir können hier nicht weg“, schrie die Schwiegermutter.

„Ihr könnt sie nicht zwangsweise rauswerfen, sie sind hier gemeldet“, konterte Sven.

„Doch sie sind gar nicht offiziell gemeldet“, widersprach Alma. „Deine Mutter wollte ihre alte Wohnung nicht aufgeben, um in derselben Hausarztpraxis weiterbehandelt zu werden. Jetzt reicht ein Schreiben von der Polizei, um sie zum Auszug aufzufordern.“

„Warum überhaupt willst du das Haus?“, fragte Sven. „Du hast doch nie gerne im Garten gearbeitet.“

„Ich verkaufe es, um mit dem Erlös eine Drei-Zimmer-Wohnung für unsere Töchter zu kaufen. Sie werden größer und brauchen ihre eigenen Zimmer“, erklärte Alma.

  • Das Haus war solide gebaut und bot ausreichend Platz.
  • Die Schwiegereltern hatten das Haus sieben Jahre bewohnt.
  • Die Entscheidung zum Verkauf dient den Bedürfnissen der Töchter.

Daraufhin mobilisierte die Schwiegermutter die gesamte Verwandtschaft. Almas Telefon klingelte unaufhörlich mit Anrufen von Tanten, Cousinen und anderen entfernten Verwandten – alles Seite von Sven, deren Meinung Alma jedoch keine Bedeutung beimaß.

„Wo ist dein Mitgefühl, Alma? Bist du denn herzlos?“, schimpfte die Schwiegermutter.

„Und wo war das Mitgefühl deines Sohnes, als er in fremden Betten geschlafen hat?“, erwiderte Alma. „Wäre Sven ein anständiger Mann und Vater, würdet ihr noch in unserem Haus leben. Nun kümmere ich mich allein um meine Kinder und er soll sich um seine Eltern sorgen.“

Schließlich zog Svens Familie tatsächlich aus, nachdem Alma das Haus zum Verkauf angeboten hatte. Die Schwiegereltern kehrten in ihre Zweizimmerwohnung zurück und wohnten nun mit der jüngeren Tochter und ihrem fünfjährigen Sohn zusammen. Tochter und Schwiegersohn teilten sich ein Zimmer, die Eltern das andere.

Sven lebte vorübergehend in einer Mietwohnung. Liselotte lehnte es ab, ihn aufzunehmen, da er eine „unbeständige“ Person ohne festen Wohnsitz sei und sein Gehalt nach Abzügen kaum dreißig Prozent betrage. Auch seine Eltern und Schwester behandelten ihn nicht freundlich, verweilten doch viele ihrer Probleme bei ihm im Zentrum.

Alma hielt ihr Versprechen: Sie verkaufte das geerbte Haus und beglich damit Svens Ansprüche. Anschließend veräußerte sie ihre Zweizimmerwohnung, erwarb eine Drei-Zimmer-Wohnung, renovierte sie umfassend und richtete sie mit viel Liebe ein.

So gestaltet sich ihr Leben heute: Alma arbeitet, die ältere Tochter besucht die vierte Klasse, und die jüngere bereitet sich auf den Schulstart vor. Für den Sommer versprach Alma ihren Töchtern eine Reise ans Meer, zur Ostsee.

Fazit: Almas Geschichte zeigt, wie schnell sich vermeintlich sichere Lebensumstände ändern können. Mit Mut, Entschlossenheit und Umsicht meistert sie nicht nur die Herausforderungen einer Scheidung, sondern schafft auch eine stabile Basis für sich und ihre Kinder. Ihre Geschichte erinnert daran, dass Veränderung eine Chance zum Neubeginn sein kann.