Für einige Sekunden stand ich reglos da und hielt immer noch den Mopp in den Händen. Mein Herz schlug wie verrückt, und in meinem Kopf kämpften zwei Gedanken gegeneinander: Der eine schrie, ich solle die Wahrheit sagen und offenbaren, dass ich die Eigentümerin des Gebäudes bin; der andere flüsterte: Noch nicht, warte.
– Nein, Frau Margarito – antwortete ich ruhig. – Ich habe nichts mitgebracht.
Sie schaute nach oben und schnaufte:
– Ich wusste es… zu nichts bist du zu gebrauchen, außer zum Bodenwischen.
Ich ließ sie gehen, obwohl in mir ein Sturm tobte.
Gespräch zu Hause
Am Abend erzählte ich Andrea alles.
– Hat sie dich wieder zum Stehlen aufgefordert? – fragte er.
– Ja, diesmal noch frecher.
Er senkte den Blick.
– Anna, bitte, mach daraus keinen Krieg. Du weißt, wie meine Mutter ist. Sie kann hart sein, aber sie bleibt meine Mutter.
Da verstand ich, dass ich nur auf mich selbst zählen konnte.
Tage des Lernens und Beobachtens
Eine Woche verging. Ich arbeitete weiterhin als Putzfrau. Ich sah zu, hörte zu, machte Notizen. Manche blickten auf mich herab, andere zeigten Freundlichkeit und Hilfe. In diesen Tagen lernte ich mehr über die menschliche Natur als in all den Jahren zuvor.
Doch Frau Margarito gab nicht auf. Im Gegenteil – sie fühlte sich immer mächtiger. Eines Morgens, als ich die Fenster im Konferenzraum putzte, kam sie lautstark herein und sagte vor allen:
– Vielleicht solltest du auch lernen, Anzüge zu bügeln. Wer weiß, vielleicht trägst du bald selbst einen.
Das Gelächter, das darauf folgte, durchbohrte mich wie eine Klinge. Mein Gesicht brannte vor Scham, aber ich schwieg.
Der Tag der Wahrheit
Bald kam der Moment, den niemand erwartet hatte. Ein Treffen aller Mieter wurde einberufen. Genau dann sollte ich mich als neue Eigentümerin des Gebäudes offenbaren.
Als ich den Raum in einem eleganten Anzug betrat, die Haare hochgesteckt und mit festem Blick, herrschte Stille. Margarito wurde blass.
– Guten Tag – sagte ich deutlich. – Mein Name ist Anna Ionescu. Einige von Ihnen haben mich vielleicht schon gesehen… in blauer Uniform. Ja, in den letzten Monaten habe ich hier als Putzfrau gearbeitet – in meinem eigenen Gebäude.
Ich wollte die wahren Gesichter der Menschen kennenlernen und sehen, wie dieser Ort wirklich funktioniert.
Ein Murmeln ging durch den Raum, und alle Blicke richteten sich auf Margarito. Sie stand reglos da, Panik in ihren Augen.
– Frau Margarito – fuhr ich fort – leider habe ich nicht nur mangelnde Kompetenz, sondern auch Missbrauch, Verachtung und Respektlosigkeit entdeckt.
Schwere Stille breitete sich aus.
– Ab diesem Moment ist unsere Zusammenarbeit beendet. Bitte packen Sie Ihre Sachen und gehen Sie.
Sie erstarrte, und das Einzige, was sie flüsterte, war:
– Du… hast mich getäuscht…
– Nein – antwortete ich kühl. – Du hast dich selbst getäuscht, weil du glaubtest, man könne ungestraft die Würde anderer mit Füßen treten.
Ein neues Leben
Am Abend, als ich Andrea alles erzählte, sah ich Tränen in seinen Augen. Er weinte jedoch nicht wegen mir, sondern aus Kummer über seine Mutter. Ich hingegen spürte schon Gewissheit – mein Experiment war beendet. Jetzt begann das wahre Leben, aufgebaut auf meiner Stärke und meinen eigenen Entscheidungen.