Als Sam vorschlug, mit den Kindern eine spontane Überraschungsreise zu machen, läuteten bei mir sofort alle Alarmglocken.
Sein plötzliches, auffallend fürsorgliches Verhalten erschien mir so untypisch, dass meine Gedanken unweigerlich zu Untreue abschweiften. Doch was ich herausfand, als ich früher als geplant nach Hause zurückkehrte, war noch viel schlimmer als die schlimmsten Befürchtungen.
Rückblickend hätte ich es kommen sehen müssen. Sam war nie der Typ, der Überraschungen plante. Geburtstage ließ er oft sang- und klanglos verstreichen, und auch unsere Hochzeitstage waren für ihn meist nichts weiter als Termine, die er nur mit Mühe im Gedächtnis behielt.
Doch da stand er, unsicher und auffallend nervös, mit einem angespannten Lächeln auf den Lippen. „Pack die Kinder ein. Ich habe euch eine Woche im Marriott gebucht. Ihr habt es euch verdient“, sagte er, während er unruhig auf der Stelle trat.
Misstrauisch zog ich die Augenbrauen hoch. „Und du? Kommst du nicht mit?“
Er kratzte sich am Nacken, ein untrügliches Zeichen dafür, dass er etwas verheimlichte. „Ich kann nicht. Es gibt ein wichtiges Projekt auf der Arbeit. Deadlines, weißt du. Aber du und die Kinder – ihr braucht eine Auszeit.“
Die Kinder jubelten, und die Reise war bereits organisiert. Ich hatte kaum eine Wahl, auch wenn sich dieses seltsame Gefühl, dass etwas nicht stimmte, in meinem Inneren festsetzte.
Die ersten Tage im Hotel vergingen hektisch. Alison wollte den ganzen Tag im Pool sein, während Phillip bei jeder Kleinigkeit in Tränen ausbrach. Es blieb keine Zeit, über Sams ungewöhnliches Verhalten nachzudenken. Doch abends, wenn die Kinder endlich schliefen, kehrte das ungute Gefühl zurück, stärker als zuvor. Irgendetwas war nicht in Ordnung.
Am vierten Tag übernahm die Unruhe die Oberhand. War da eine andere Frau? Der Gedanke, dass jemand Fremdes in meinem Zuhause sein könnte, in meinem Bett schlafen könnte, schnürte mir die Kehle zu. Meine Fantasie malte die schlimmsten Szenarien aus, und ich beschloss, dem ein Ende zu setzen.
Am fünften Abend, ohne Sam etwas zu sagen, engagierte ich eine Babysitterin und machte mich auf den Heimweg. Ich war fest entschlossen, die Wahrheit herauszufinden – koste es, was es wolle.
Die Fahrt nach Hause fühlte sich endlos an. Die Lichter der Stadt zogen wie verschwommene Linien an mir vorbei, während mein Herz unaufhörlich raste. Ich bereitete mich innerlich auf das Schlimmste vor. Doch was ich hinter der Haustür vorfand, war etwas, das ich mir in meinen wildesten Albträumen nicht hätte ausmalen können.
Die Wohnung war still – zu still. Und dann sah ich sie: Helen, meine Schwiegermutter, saß selbstgefällig auf meiner Couch. In der Hand hielt sie eine Tasse Tee, selbstverständlich aus meinem Lieblingsbecher, und um sie herum waren Koffer gestapelt, als hätte sie vor, dauerhaft zu bleiben.
„Du bist früh zurück“, sagte sie mit diesem süffisanten Lächeln, das ich so gut kannte und so sehr verabscheute. Sie machte keinerlei Anstalten aufzustehen.
Ich blieb wie angewurzelt stehen, mein Kopf arbeitete auf Hochtouren. „Helen? Was machst du hier?“ Meine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
„Hat Sam dir nichts gesagt?“ Ihr Tonfall war kühl, beinahe amüsiert. „Wie typisch für ihn.“
Noch bevor ich reagieren konnte, tauchte Sam aus der Küche auf. Sein Gesicht war bleich, seine Augen voller Nervosität. „Cindy… du bist schon zurück?“
„Offensichtlich“, sagte ich, bemüht, meine Stimme ruhig zu halten. „Vielleicht möchtest du mir erklären, was hier vor sich geht?“
Er stotterte, brachte keinen klaren Satz zustande, während Helen mich nur mit diesem überheblichen Lächeln betrachtete. Sie hatte mich nie akzeptiert, nie für würdig gehalten. Und jetzt saß sie hier, in meinem Zuhause, als wäre es ihres.
Die Nacht verbrachte ich im Gästezimmer – mein eigenes Schlafzimmer hatte Helen sich selbstverständlich bereits einverleibt. Spät in der Nacht hörte ich leise Stimmen aus der Küche. Vorsichtig schlich ich zur Tür, um zu lauschen.
„Cindy hat das Haus komplett verkommen lassen“, sagte Helen mit abfälliger Stimme. „Und die Kinder… sie sind laut, schlecht erzogen. Ich weiß nicht, wie du das so lange ertragen hast, Samuel.“
„Mama, bitte hör auf“, flehte Sam. Doch seine Stimme war schwach, fast unterwürfig.
„Hör auf, dich zu entschuldigen! Diese Frau hat dir nur Probleme gebracht. Du verdienst so viel besser.“ Ihre Worte schnitten tief, und ich wartete darauf, dass Sam mich verteidigen würde. Doch stattdessen murmelte er: „Ich weiß… du hast recht.“
In diesem Moment wusste ich, dass etwas in mir zerbrochen war.
Am nächsten Morgen tat ich, als wäre nichts geschehen. Mit einem Lächeln sagte ich zu Sam: „Die Kinder und ich verlängern unseren Aufenthalt. Sie haben so viel Spaß im Hotel.“ Helen wirkte triumphierend – sie hatte keine Ahnung, dass ich bereits meinen Ausweg plante.
Doch statt ins Hotel zu fahren, suchte ich eine Anwältin. Innerhalb von drei Tagen hatte ich eine neue Wohnung und meine Sachen gepackt. Als Sam nach Hause kam, fand er ein leeres Haus vor – nur seine Habseligkeiten und eine kurze Notiz: „Jetzt kannst du mit deiner Mutter glücklich sein. Wir sind weg.“
Er rief an, bettelte, versprach, sich zu ändern. Aber als ich hörte, dass Helen begonnen hatte, neue Möbel ins Haus zu stellen, wusste ich, dass ich die richtige Entscheidung getroffen hatte.
Manchmal ist die „andere Frau“ nicht die Geliebte. Manchmal ist es die Person, die den Mann zu dem gemacht hat, was er ist – und nicht zum Guten. Und manchmal ist es das Beste, beide hinter sich zu lassen.
„Mein Mann schickte die Kinder und mich für eine Woche ins Hotel – ich vermutete, er betrügt mich, doch die Realität war noch schockierender!“
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