Es war schon spät am Abend, als Liza, nachdem sie ihre Kinder zu Bett gebracht hatte, in die Küche ging. Sie kochte Wasser im Wasserkocher, schenkte sich eine Tasse Tee ein und setzte sich an den Küchentisch. Ihr Ehemann Roma war noch nicht zurück. In den letzten Wochen hatte er sich oft verspätet, da er viel Arbeit erledigen musste und häufig bis spät im Büro blieb. Liza verspürte Schuldgefühle ihm gegenüber; sie bemühte sich, ihn von Hausarbeiten zu entlasten und umgab ihn mit Fürsorge und Zuneigung. Roma war der alleinige Ernährer der Familie.
Nachdem sie geheiratet hatten, hatten sie gemeinsam beschlossen, dass er für den Beruf und das Einkommen zuständig sei, während sie die Betreuung des Haushalts und der Kinder übernehme. Diese Vereinbarung wurde in die Tat umgesetzt: Drei Kinder kamen zur Welt, Roma arbeitete und verdiente gut, und Liza sorgte für das harmonische Familienleben. Die Ankunft jedes Kindes erfüllte Roma mit Freude, und er träumte davon, noch mehr Kinder zu bekommen. Liza hingegen fühlte sich erschöpft – die Kinder verlangten unaufhörliche Aufmerksamkeit, es gab ständig einen Berg Windeln zu wechseln, und die Muttermilch reichte nicht aus. So musste sie jeden Abend Flaschennahrung zubereiten. Schon länger hatte sie entschieden, dass drei Kinder genügen und es Zeit war, aufzuhören.
Eines Nachts kam Roma spät heim und war leicht angetrunken. Als Liza ihn darauf ansprach, erklärte er, alle seien ermüdet von der Kinderbetreuung gewesen, und sie hätten sich im Lokal etwas entspannen wollen.
— Mein Lieber — tröstete ihn Liza —, lass uns essen.
— Ich habe schon gegessen, wir hatten viele Häppchen. Ich gehe schlafen.
Der Internationale Frauentag nahte. Liza bat ihre Mutter, auf die Kinder aufzupassen, damit sie einkaufen gehen konnte. Sie wollte Lebensmittel besorgen und einen romantischen Abend vorbereiten: Die Kinder sollten bei der Großmutter bleiben, und sie wollte ein köstliches Essen zaubern. Nach dem Einkauf plante sie auch, sich ein neues Kleid zu gönnen, da ihre Garderobe abgetragen war und sie nichts Elegantes besaß.
Nachdem sie die Einkaufstaschen im Flur abgestellt hatte, betrat sie ein modisches Geschäft. Sie wählte mehrere Kleider aus und begab sich in die Umkleidekabine. Gerade, als sie ihre Nylonjacke auszog, vernahm sie die Stimme ihres Mannes aus der Kabine nebenan:
— Ich will dich jetzt ausziehen.
Darauf folgte ein lautes Lachen und eine sanfte Frauenstimme – vielleicht sogar zu sanft:
— Bald. Geh lieber etwas für deine Frau kaufen.
— Sie braucht nichts. Sie interessiert sich nur für die Kinder. Ich werde ihr ein Küchengerät kaufen; sie verbringt viel Zeit am Herd und mit Töpfen.
Liza erstarrte, als hätte sie einen Schlag auf den Hinterkopf bekommen. Sie wollte das Kleid anprobieren, entschied aber plötzlich, es nicht zu erwerben. Unterdessen setzten die beiden ihre Unterhaltung fort.
— Was sagst du, wenn deine Frau dich fragt, warum du so viel ausgegeben hast?
— Ich rechne ihr keine Ausgaben vor. Ich gebe ihr Geld für den Haushalt, und sie weiß nicht, wie viel ich wirklich verdiene.
Man hörte Schritte. Die Anprobe endete, und das Paar verließ die Kabine. Vorsichtig spähte Liza hinter dem Vorhang hervor und sah, wie ihr Mann an der Kasse bezahlte. Neben ihm stand eine attraktive Blondine, und Roma legte seinen Arm um ihre Taille.
— Alles in Ordnung? — fragte die Verkäuferin besorgt.
Trotz des Schocks kaufte Liza alle Kleider, die ihr gefielen, und kehrte nach Hause zurück. Dort verabschiedete sie ihre Mutter, brachte die Kinder nach dem Mittagsschlaf ins Bett und legte sich dann hin, um nachzudenken.
War sie vielleicht selbst schuld? Sie hatte sich völlig vernachlässigt. Trotzdem war es ein Verrat – ein Stich in den Rücken. Niemals hätte sie gedacht, dass ihr Mann sie betrügen würde. Und sein Ton über sie? Als wäre sie eine Fremde oder – noch schlimmer – eine Dienerin. Er kaufte ihr Geschenke, die zum Haushalt passten.
Liza erwog, die Scheidung einzureichen. Doch dies hätte es ihm erlaubt, der Familie zu entkommen, während sie alleine mit den Kindern zurückbliebe, ohne ausreichende finanzielle Mittel. Der Unterhalt wäre vermutlich gering ausgefallen. Daher beschloss sie zu schweigen und abzuwarten.
An diesem Abend kam Roma wieder spät nach Hause mit der Erklärung, er habe viel zu tun gehabt. Liza sah ihn gelangweilt an und schwieg. Sie hatte das Gefühl, mit einer fremden Person zu sprechen, nicht mit ihrem geliebten Roma. Ihr Herz war erfroren.
Am nächsten Tag erstellte Liza einen Lebenslauf und schickte Bewerbungen an zahlreiche Unternehmen. Tage des Wartens folgten. Jeden Morgen begann sie mit dem Überprüfen ihres Posteingangs. Viele Unternehmen antworteten nicht, einige lehnten ab. Nach einigen Tagen wurde sie zu einem Vorstellungsgespräch in eine Firma eingeladen – genau die, in der auch ihr Mann arbeitete. Liza zögerte, entschloss sich dann jedoch hinzugehen.
Sie machte einen guten Eindruck bei der Geschäftsleitung und erhielt ein ordentliches Jobangebot. Das Anfangsgehalt war niedrig, aber es würde ihr ermöglichen, die Kinder zu versorgen. Mit Elan kehrte Liza glücklich nach Hause zurück. Kaum eingetreten, begann ihre Mutter sofort mit Fragen.
— Roma hat eine Geliebte! — verkündete sie freudig.
Ihre Mutter hielt es für einen Schock, schenkte ihr Tee ein und bat sie zu sitzen, um zu reden.
— Liebes, was redest du da? Er bleibt für dich und die Kinder lange bei der Arbeit, und du wirfst ihm etwas vor.
— Er ist mit einer anderen zusammen — lachte Liza und erzählte alles.
— Willst du die Scheidung?
— Ja. Doch erst muss ich mich organisieren. Ich habe eine gute Stelle mit flexiblen Arbeitszeiten gefunden. Die Kinder kommen in den Kindergarten, dann arbeite ich Vollzeit.
— Tochter, das ist deine Entscheidung. Ich werde dich nicht überzeugen. Wer einmal betrügt, tut es wieder. Tu, was du für richtig hältst. Ich bin enttäuscht, hatte das nicht erwartet. Er spricht über die Mutter seiner Kinder mit einer Fremden. Ich helfe dir mit den Kindern.
— Mama, was würde ich ohne dich tun! — sagte Liza und umarmte sie fest.
Vor dem Fest kehrte Roma nach Mitternacht heim. Liza stellte keine Fragen, ihr Gesicht verriet nur Gleichgültigkeit. Er versuchte zu erklären, dass er viel gearbeitet und danach mit Freunden ausgegangen sei. Liza unterbrach ihn und sagte, er solle schlafen gehen.
Am nächsten Morgen, als sie den Kindern Frühstück bereitete, bot ihr Ehemann ihr sogar ein Küchengerät als Geschenk an:
— Sieh, ein Geschenk. Ich möchte dir im Haushalt helfen — sagte er und versuchte sie zu küssen. Doch sie wandte sich ab.
Liza öffnete das Paket nicht und verkündete vielmehr feierlich:
— Ich habe auch ein Geschenk für dich — rief sie ihn in den Flur. Dort standen zwei Koffer auf dem Boden.
— Das ist dein Gepäck. Ich verlasse dich. So musst du dir keine Ausreden mehr wegen Freunden und Entspannung in Bars ausdenken. Geh, entspann dich, und lass deine Blondine nicht warten.
— Wer hat dir das gesagt? — warf er ihr vor, völlig überrascht von ihrer Reaktion.
— Ich habe gesehen, wie du ihr ein Geschenk gekauft hast. Du kannst ihr gerne den Küchenroboter geben. Vielleicht verbringt sie gerne ihre Zeit in der Küche?
In die Enge getrieben, wurde Roma wütend:
— Sieh dich an! Sie ist schön und macht gewisse Dinge im Schlafzimmer! Du ziehst dich nicht mal mehr ordentlich an, vernachlässigst dich, bist unbeholfen. Und das Lächerlichste: Du lebst von meinem Geld. Du hast die Frechheit, mein Geld zu zählen und nicht zu wollen, dass ich es für eine andere ausgebe? Das steht dir nicht zu!
— „Mein Geld, mein Geld“! Was ist eigentlich dein Lebensziel? Mir mit einem Stück Brot Vorwürfe zu machen? Du hast mir kein Geld gegeben, du hast es für den Haushalt gegeben, und das hast du verbraucht — Liza war müde von sinnlosen Streitigkeiten und stieß den wütenden Mann mit den Koffern hinaus:
— Wage es nicht zurückzukommen.
Erstaunlicherweise schlief Liza in jener Nacht tief und fest und erwachte am nächsten Tag mit einem Gefühl der Erneuerung. Noch am selben Tag reichte sie Scheidungs- und Unterhaltsanträge ein. Wenige Tage darauf klingelte es an der Tür: Ihre Schwiegermutter platzte herein und schrie:
— Was tust du da? Du hast meinen Sohn rausgeworfen und willst ihn jetzt ausnehmen? Du schuldest ihm nichts. Zieh den Unterhaltsantrag zurück!
— Interessant. Warum denken manche Männer, sie müssten der Ex helfen, aber nicht den Kindern? Vielleicht reicht es der Geliebten nicht? Das ist aber nicht mein Problem — erwiderte Liza.
— Schau dich an, du Geschäftsfrau! Seit deiner Heirat hast du keinen Tag gearbeitet. Du hast auf seiner Schulter gelebt, ganz bequem. Denk nicht, du wirst mit dem Unterhalt reich. Er wird seinem Chef sagen, er soll schwarz zahlen, und dir bleiben nur Krümel.
— Raus hier. Vom Vater ihres Blutes hat sie die Fehler geerbt — Liza drängte sie zur Tür hinaus. — Noch ein Wort, und ich rufe die Polizei.
Die Schwiegermutter verließ das Haus, und Liza atmete erleichtert auf. Bald fanden die Kinder Plätze in der Kindertagesstätte und begannen dort zu gehen. Liza nahm ihre Arbeit in Vollzeit auf. Ihr Mann erfuhr, dass sie im selben Unternehmen arbeiteten, und eines Tages standen sie sich überraschend gegenüber.
— Hallo — grüßte der Ex-Mann.
— Entschuldige, ich kann nicht, ich muss arbeiten — antwortete Liza ohne ihn anzuschauen.
— Dann lass uns zusammen Mittagessen.
— „Zusammen“ gilt für uns nicht mehr — unterbrach sie ihn.
Sie sah ihn an: Roma wirkte erschöpft. Seine Geliebte hatte ihn verlassen, als sie herausfand, dass die Hälfte seines Einkommens an die Kinder gehen würde.
Schlüsselgedanke: Lisas Geschichte zeigt, wie Schmerz und Loyalität zugleich die Kraft für einen Neuanfang geben können – trotz Verletzungen in der Ehe entschied sie sich, für sich und ihre Kinder einen selbstbestimmten Weg zu gehen.
In dieser Erzählung treten zentrale Themen wie Vertrauen, Verrat, familiäre Verantwortung und der Mut hervor, sich aus einer schmerzhaften Situation zu befreien und eine neue Lebensphase zu beginnen. Lizas Entwicklung zeigt, wie auch in scheinbar aussichtslosen Momenten eine Chance auf Veränderung und Selbstbestimmung entstehen kann.