In einem kleinen Dorf, eingebettet zwischen zwei grünen Hügeln, wo Traditionen oft schwerer wiegen als Gerechtigkeit, lebte ein junges Mädchen namens Adama. Mit 19 Jahren war sie von seltener Schönheit, doch hinter ihrem sanften Gesicht verbarg sich eine Geschichte von Leid, Entbehrungen und Einsamkeit. Seit dem tragischen Brand, der ihre Eltern mit 11 Jahren das Leben kostete, war Adama eine Waise. Sie lebte nun unter dem Dach ihres Onkels Ozo Amina und seiner Tante Neca, doch für sie war sie keineswegs ein Familienmitglied, sondern lediglich eine unbezahlte Haushaltshilfe.
Ein Leben voller harter Arbeit und Demütigung
Adamas Alltag war eine endlose Reihe von Aufgaben. Vom ersten Hahnenkrähen am Morgen bis zum Einbruch der Nacht war sie mit Hausarbeiten beschäftigt, während ihre Cousinen Goi und Chinier sich entspannten und sie verspotteten. Ihre Tante Neca, von Eifersucht zerfressen, machte Adama immer wieder klar, dass sie nie einen Ausweg finden würde. „Glaubst du, deine Schönheit wird dich aus diesem Haus retten?“, schrie sie oft, mit einer Bitterkeit, die Adama tief verletzte.
Trotz ihres elenden Lebens zog Adama die Blicke wohlhabender Männer aus der Stadt auf sich. Sie war arm gekleidet, aber ihre stille Schönheit zog sie an. In einer Familie, die von Eifersucht und Missgunst geprägt war, wuchs die Missachtung Adamas, die trotz allem die Aufmerksamkeit der Männer auf sich zog.
Eine grausame Entscheidung
Adamas Onkel Ozo, von Neid und Angst zerfressen, dass seine Nichte ein besseres Leben führen könnte als seine eigenen Töchter, traf eine grausame Entscheidung. „Du wirst niemals einen guten Mann finden. Du wirst einen Verrückten heiraten, wenn es sein muss“, drohte er, bevor er ihr eine Ohrfeige verpasste. Diese Worte kündigten eine noch düsterere Zeit für Adama an, eine Zeit, in der ihre Träume zerbrachen.
Das Erscheinen eines geheimnisvollen Mannes
In dieser düsteren Zeit tauchte ein seltsamer Mann im Dorf auf. Vom Staub bedeckt, mit einem Stock in der Hand und einem abgenutzten Hut, wirkte er wie ein Obdachloser. Er stellte sich bei Onkel Ozo vor und brachte eine unvorstellbare Nachricht: Er wollte Adama heiraten. Der Deal war schnell besiegelt. Es gab keine Hochzeit, keine Feierlichkeiten, nur einen schnellen Weg, sich der ungeliebten Waise zu entledigen.
„Das ist ein Gefallen, den wir dir tun“, sagte ihre Tante Neca. „In zwei Wochen wirst du ihn heiraten.“
Adamas Herz brach, aber sie sagte nichts. Sie hatte gelernt, dass Schweigen ihre einzige Waffe war. Doch in den Tagen vor der Hochzeit lernte sie ihren künftigen Ehemann kennen – Obinna. Auch wenn er nicht der Prinz war, den sie sich erträumt hatte, behandelte er sie mit einem Respekt, den sie in ihrer eigenen Familie nie erfahren hatte. Trotz seines äußeren Erscheinungsbildes bemerkte sie in ihm eine Würde, die sie nie zuvor gesehen hatte.
„Ich werde dich zu nichts zwingen“, sagte er eines Nachts unter dem Sternenhimmel. „Ich suche nur jemanden, der über mein Aussehen hinwegsehen kann.“
Eine Hochzeit ohne Liebe, aber nicht ohne Hoffnung
Der Hochzeitstag kam, grau und freudlos. Adama trug ein altes, zerrissenes Spitzenkleid, das ihre Tante ihr verächtlich gegeben hatte. Es gab keine Gäste, keine Musik – nur die neidischen Blicke ihrer Cousinen, die sich insgeheim wünschten, der Bräutigam würde zusammenbrechen. Sie sprach ihre Gelübde mit einer schwachen, aber festen Stimme: „Ich will ihn.“ Sie wusste noch nicht, was sie tat, aber es war eine Entscheidung, die sie aus einer inneren Kraft heraus traf, die sie selbst noch nicht verstand.
Nach der Zeremonie, ohne ein Wort von ihrer Familie, verließen Obinna und Adama das Haus. Adama erwartete ein Leben der Armut, eine Unterkunft unter freiem Himmel oder in einer provisorischen Hütte. Doch statt des Weges in die Wildnis führte Obinna sie zu einer Hauptstraße, wo ein glänzender SUV auf sie wartete. Ein uniformierter Chauffeur öffnete die Tür.
„Guten Tag, Madame“, sagte der Chauffeur mit einer respektvollen Verbeugung.
Adama war wie gelähmt. Sie stieg in das klimatisierte Fahrzeug, das Herz raste. Sie drehte sich zu Obinna, der jetzt viel weniger gebeugt wirkte und in seinem Blick eine Autorität trug, die sie nicht erwartet hatte.
„Wer sind Sie?“ fragte sie zitternd. „Sie sind doch kein Bettler.“
Obinna lächelte und zog seinen abgetragenen Hut ab. „Mein Name ist Obinna Wuku. Ich bin der Besitzer der Wuku-Gruppe.“
Adama konnte kaum glauben, was sie hörte. Die Wuku-Gruppe besaß die Hälfte des Verkehrsnetzes in der Region, Immobilien und Fabriken. Sie hatte einen der reichsten Männer des Landes geheiratet.
Für eine ganze Stunde saß Adama schweigend neben ihm. Der Unterschied zwischen dem Mann, den sie als Bettler kennengelernt hatte, und dem charismatischen Unternehmer, der nun neben ihr saß, war so groß, dass es fast unreal erschien.
„Warum… warum haben Sie sich als Bettler ausgegeben?“ fragte sie schließlich.
Obinna sah sie sanft an. „Weil ich eine Frau heiraten wollte, die nicht nach Geld strebt. Jemand, der sieht, was hinter den Augen verborgen ist. Und du, Adama, warst die Einzige, die nie weggesehen hat.“
Die erste Nacht der Zweifel
Als sie Obinnas Villa erreichten, eine riesige weiße Residenz, die auf einem Hügel thronte, fühlte sich Adama, als würde sie in einen Traum eintreten. Alles war sauber, ruhig und ganz anders als die Hölle, die sie hinter sich gelassen hatte. Doch eine leise Sorge blieb in ihrem Herzen. Nichts war je so perfekt – nicht für sie.
In der ersten Nacht, während sie durch den Gang ging, bemerkte sie eine helle Lampe und hörte eine vertraute Stimme. Sie lauschte und entdeckte, dass Obinna am Telefon sprach.
„Ja, sie ist perfekt. Gehorsam, gebrochen, ohne Bindungen. Niemand wird sie holen…“ Er hielt inne. „Ja, wir machen morgen weiter.“
Adama fröstelte. Sie zog sich zurück, doch der Boden knackte unter ihren Füßen. Obinna drehte sich um.
„Adama? Bist du wach?“
Sie erfand eine Ausrede und kehrte schnell in ihr Zimmer zurück, doch die Angst ließ sie nicht los.
Die Wahrheit kommt ans Licht
Am nächsten Morgen nahm Obinna sie mit an einen Ort, den sie nicht kannte – ein Krankenhaus. Dort, hinter einer Glasscheibe, sah Adama eine Frau, die in einem Koma lag. Eine Frau, die atemberaubend schön war und ihr unglaublich ähnlich sah. Es war Nkiru, Obinnas Frau, die seit sieben Jahren im Koma lag. Obinna erzählte ihr, dass er nach einer Frau gesucht hatte, die Nkiru „ersetzen“ konnte – nicht als Spenderin, sondern als eine Art Spiegelbild, eine Präsenz, die Nkiru zurück ins Leben holen könnte.
Ein unerwartetes Band
Adama begann, jeden Morgen mit Nkiru zu sprechen, ihr Geschichten vorzulesen und Lieder zu singen, die ihre Mutter ihr beigebracht hatte. Langsam begann sich etwas zu verändern. Eines Morgens, als sie ihre Hand auf die von Nkiru legte, bewegte sich deren Finger.
Die Ärzte eilten herbei. Obinna brach in Tränen aus. Nkiru war aufgewacht.
Doch als Nkiru ihre Augen öffnete und Adama und Obinna anblickte, lachte sie schwach und sagte dann: „Du hast wirklich meine Doppelgängerin geheiratet?“
Adama spürte ein dumpfes Unbehagen, das sie nicht benennen konnte. Doch das war nichts im Vergleich zu dem Moment, als Nkiru in ihre Augen sah und sagte: „Weißt du, kleine Schwester, ich wusste, dass du eines Tages zurückkommen würdest.“
Adama taumelte zurück.
„Ich… ich habe keine Schwester…“
Nkiru lächelte. „Du hattest eine. Wir wurden als Kinder getrennt. Ich habe dich jahrelang gesucht. Es war mein Wunsch, dich zu finden. Du bist nicht zufällig hier, Adama… Ich habe Obinna gebeten, dich zu finden.“
Adama wankte.
„Willkommen zu Hause.“