— Auf welcher Grundlage würde deine Mutter überhaupt hier erscheinen? Sie sollte zuerst um Entschuldigung bitten! — erklärte die Frau.
— Hörst du dir selbst überhaupt zu? Was hast du dir diesmal ausgedacht? Hast du deinen Verstand verloren? — konterte Valerij scharf. — Willst du, dass meine Mutter sich bei dir entschuldigt? Sogar kniend? Ist das nicht zu viel verlangt? Hast du etwa zu viele Melodramen geschaut?
Normalerweise war die Rückkehr des Ehemanns ruhig, doch heute war in Valerijs Augen bereits an der Schwelle angespanntes Unbehagen zu erkennen. Er schleuderte seinen Mantel ab, gab Valja flüchtig einen Kuss auf die Wange und bemerkte beiläufig:
— Meine Mutter möchte heute zu uns kommen.
Valja, die gerade in die Küche ging, um den Tisch für das Abendessen zu decken, verspürte bei seinen Worten ein inneres Ziehen.
— Welche Mutter? — fragte sie spöttisch, während sie das Gemüse weiter schnitt.
In der Familie gab es zwei Mütter: Valjas, die ihre Tochter und Enkelin liebte, und die Schwiegermutter, Oksana Olegovna, eine cholerische und immens selbstgefällige Frau.
— Natürlich meine, wer sonst? Valja, was spielst du hier? — wunderte sich der Ehemann, als ob er es nicht begriff.
Die Frau legte das Messer nieder, stützte sich auf die Arbeitsplatte und schaute direkt in die Augen ihres Mannes.
— Ah, ja, deine Mutter! Diese gewisse Mutter, die vor einem halben Jahr bei der Jubiläumsfeier deines Vaters in aller Öffentlichkeit „auslaufendes Warenlager“ genannt hat. Und als sie sich mit sich selbst verglich, meinte sie, dass man keinen ebenso lebensfähigen Partner wie sie finden könnte. Zum Glück, sagte sie, bist du, ihr lieber Sohn, unglücklich und hast eine wertlose, furchtbare Frau ergattert, nach der niemand verlangte. Außer dir, natürlich!
Valerij erbleichte bei diesen Worten, als hätte man ihm eine Ohrfeige gegeben. Es schien, als hätte er gehofft, Valja habe alles vergessen und rechnete nicht mit so einer Reaktion.
— Ach komm, das ist lange her. Meine Mutter hatte damals etwas zu viel getrunken, sie konnte sich nicht mehr beherrschen.
— Sich nicht beherrschen? Das ist ihr Problem. Nicht umsonst sagt man: Was in einem nüchternen Kopf ist, äußert sich in einer betrunkene Zunge! Ich erinnere mich nur zu gut an jede Beleidigung, die sie mir an den Kopf geworfen hat. Wenn sie so sprach, dann dachte sie tatsächlich so über mich.
— Sei doch nicht kindisch! Valja, fang jetzt nicht an, Mama hat später um Entschuldigung gebeten.
— Nein, Valerij. Sie hat sich nicht entschuldigt! Oksana Olegovna murmelte nur etwas vor sich hin, damit dein Vater nicht weiter nervt. Und jetzt beenden wir das hier. Sag einfach deiner Mutter, dass wir sie nicht willkommen heißen. Oder noch besser — sprich es offen aus: Ich brauche sie hier nicht!
Valerij trat näher auf seine Frau zu und versuchte, sie zu umarmen, doch Valja schob sich plötzlich weg.
— Valja, bitte, sei großzügiger. Vergiss die Beleidigungen. Wir sind schließlich eine Familie.
Der Zorn brodelte in Valja. Eine Familie! Was für eine schöne Formulierung! Glaubt ihre Mutter wirklich so?
— Weißt du was? Das ist mein Zuhause, und deine Mutter wird hier auftauchen und mir erneut mit ihren Sticheleien auf die Nerven gehen. Das brauche ich nicht. Sie respektiert mich nicht, das ist offensichtlich. Solange sie sich nicht entschuldigt, wird sie keinen Fuß hier hineinsetzen — sagte Valja, wohl wissend, dass die Schwiegermutter nie dazu bereit sein würde, also brauchte sie nicht einlassen zu werden.
— Du kluge Frau! Du musst verstehen, dass sie einen schwierigen Charakter hat. Man muss vergeben können! Außerdem ist sie meine Mutter!
Die Frau lächelte spöttisch.
— Ich sage dir etwas, das dir sicher nicht gefallen wird. Es ist mir egal, dass sie deine Mutter ist. Wenn sie wollte, dass ich sie respektiere, hätte sie auch respektvoll mit mir umgehen müssen. Aber so… solange sie sich nicht bei mir entschuldigt, wird sie nicht über meine Schwelle treten. Und wenn möglich kniend — fügte Valja spöttisch hinzu.
Valerij errötete. Man konnte sehen, wie sich bei ihm der Zorn aufbaute.
— Hast du total den Verstand verloren? — brach er aus. — Willst du wirklich, dass meine Mutter — meine EHEMALIGE MOTHER — vor dir kniet?
Der Ehemann schrie bereits. Er war empört, nannte Valentina gefühllos und grausam. Die Frau schwieg und beobachtete nur seine Hysterie.
— Nun, ich warte darauf, dass du deine Mutter anrufst — sagte die Frau ruhig, als Valerijs Wut etwas nachließ. Sie nahm ihr Telefon zur Hand. — Ich habe die Nummer. Willst du, dass ich sie anrufe und meine Bedingungen vorstelle?
Valentina legte demonstrativ ihren Finger auf die Ruftaste.
Valerij zuckte zusammen. Einen Moment lang stellte er sich die Reaktion seiner Mutter vor und nahm seiner Frau das Telefon erschrocken aus der Hand.
— Meinst du das ernst?! Bist du verrückt geworden?
— Du hast zwei Möglichkeiten, mein lieber Ehemann. Entweder akzeptierst du meine Bedingungen und darfst deine Mutter nur dann hereinlassen, wenn sie sich persönlich entschuldigt. Oder du gehst zu ihr ans Bahnhofs und wohnst in einem der städtischen Hotels mit ihr.
Es war offensichtlich, dass Valerij am Boden zerstört war.
— Ich weiß nicht… Ich weiß nicht, was ich tun soll. Sie ist schließlich meine Mutter. Könnte man das nicht berücksichtigen?
Valentina zuckte nur mit den Schultern.
— Die Entscheidung liegt bei dir. Ich sage dir schon lange: deine Mutter hasst mich. Es wäre längst Zeit gewesen, dass du dich entscheidest: ich oder sie. Aber du versuchst immer noch, uns zusammenzubringen, als wären wir streitende Schulmädchen.
Hättest du auch gerne eine Fortsetzung auf Deutsch?
Der Ehemann warf ohne ein Wort das Handy seiner Frau auf den Tisch, schnappte sich seinen Mantel und stürmte aus der Wohnung.
Valentina blieb allein zurück. Ruhig vollendete sie den Salat für das Abendessen. Danach nahm sie eine Portion Fleisch mit Kartoffeln und aß alles auf. Anschließend spülte sie das Geschirr ab und ging ins Badezimmer, um eine pflegende Gesichtsmaske aufzutragen.
Danach machte sie es sich bequem auf dem Sofa und schaltete den Fernseher ein, wo gerade ihre Lieblingsserie lief. Merkwürdigerweise fühlte sie sich in diesem Moment äußerst friedlich.
Zwei Stunden später ertönte das Intercom. Valja blickte auf den Monitor. Das Gesicht von Oksana Olegovna tauchte darauf auf — wie immer, unzufrieden. Neben ihr stand Valerij, trübsinnig und mit abgewandtem Blick.
Valentina reagierte nicht, und das Klingeln wiederholte sich. Dieses Mal länger und dringlicher. Die Frau ignorierte weiterhin die Anrufe. Lassen sie nur stehen und nachdenken.
Valerij versuchte mit seinem eigenen Schlüssel die Wohnungstür zu öffnen, aber sie war von innen verschlossen. Dann holte er sein Telefon hervor und rief seine Frau an. Valentina hatte beschlossen, auf diesen Anruf ebenfalls nicht zu reagieren.
Es folgte eine kurze, angespannte Stille, die nur durch das wütende Flüstern an der Tür durchbrochen wurde. Zuerst brach Oksana Olegovna das Schweigen.
— Hey, du drinnen, bist du völlig verrückt geworden? Mach die Tür sofort auf, Valentina! Hör auf mit diesem kindischen Spiel. Ich war unterwegs, ich bin sehr müde!
Doch Valja schwieg hartnäckig weiter. Sie lächelte nur innerlich und stellte sich vor, wie es nun weitergeht.
— Valerij, was läuft hier? Kannst du das erklären, oder nicht?! Was ist das für ein unverschämtes Verhalten deiner ungezogenen Frau? — hörte Valja die Stimme ihrer Schwiegermutter, in der sich metallische Kanten widerspiegelten. — Ich habe schon lange gesagt, dass sie nicht zu dir passt. Sie hat eine Prinzessin gefunden… Jetzt müssen wir die Konsequenzen tragen!
Als Antwort war nur Valerijs leises, entschuldigendes Gemurmel zu hören. Offenbar wusste er selbst nicht, wie er aus dieser Situation herauskommen sollte.
— Mach sofort auf! Benimm dich nicht wie eine niederträchtige Straßenfrau! Gut, dann wird sie mir schon zeigen, was für ein Charakter sie hat! — schrie Oksana Olegovna gegen die Tür. — Mach auf, diese Wohnung gehört auch meinem Sohn! Andernfalls rufe ich die Polizei!
Nach der völligen Gleichgültigkeit der Schwiegertochter verstärkte sich der Strom der Beleidigungen. Die Beschimpfungen flogen nacheinander…
Der Angriff auf die Wohnung dauerte etwa zehn Minuten. Die Stimme der Schwiegermutter wurde etwas heiser, aber sie gab nicht auf. Ihr unerschütterliches Selbstvertrauen prallte immer wieder gegen die fest verschlossene Tür. Valja dagegen wartete geduldig auf den richtigen Moment, um zurückzuschlagen, als wäre sie in ihrer eigenen Festung.
Plötzlich hörte man über ihnen das Öffnen einer benachbarten Tür, und Oksana Olegovnas Fluch verstummte abrupt. Valja zögerte nicht — im einsetzenden Frieden klickte das Schloss und die Tür öffnete sich.
Valentina stand an der Schwelle, ruhig, selbstsicher, ihre Arme fest verschränkt. Ihr Blick richtete sich jedoch nicht auf die Schwiegermutter, sondern auf ihren Ehemann.
— Valerij — sprach sie in gleichmäßigem Ton. — Hast du nicht vergessen, deiner Mutter zu sagen, dass diese Wohnung nicht mehr unser gehört? Dass wir gezwungen waren, sie deinen Eltern zu verkaufen, die bereitwillig die Schulden beglichen haben, die du hattest?
In diesem Moment war es furchtbar, der Schwiegermutter in die Augen zu sehen. Sie war offensichtlich völlig verwirrt. Valerij jedoch zeigte keinerlei Reaktion. Er senkte nur den Kopf und schwieg.
Valentina fuhr fort, weiterhin nur auf ihren Mann schauend:
— Oder hast du ihr auch verschwiegen, dass meine Eltern dir Geld gegeben haben, um dich vor diesen ernsten Menschen zu retten, denen du so viel schuldest, damit wir die Wohnung auf ihren Namen schreiben mussten, weil deine Schulden so enorm waren? Ich habe geschwiegen, damit deine teure Mama nicht erfährt, wie großartig du wirklich bist, der ein ganzes Apartment beim Spielen verloren hat. Warum hast du das nicht gesagt?
Das Selbstvertrauen der Schwiegermutter, das noch vor einer Minute in einem Schwall von Beschimpfungen auf Valentina niederprasselte, war nun einfach verschwunden. Wie ein am Ufer niedergelassener Fisch schnappte sie nach Luft und sah abwechselnd ihren Sohn und ihre Schwiegertochter an, auf der Suche nach einer Widerlegung. Doch in den Augen ihres geliebten Sohnes sah sie nur Entsetzen und Verzweiflung.
— Valerij, ist das wahr? Gehört die Wohnung jetzt vollständig deinen Eltern? Wie konntest du das tun? Hast du eine Ahnung, was du getan hast? Das ist eine enorme Summe! Und warum hast du das bisher verschwiegen? — endlich rappelte sich die Schwiegermutter aus dem Schockzustand.
Valentina lächelte — und spürte, dass für sie jetzt ein neues Leben begann.
— Und was ist mit den Unterlagen? — platzte die Schwiegermutter plötzlich heraus. — Gibt es Unterlagen, dass die Wohnung tatsächlich deinen Eltern gehört? Man kann alles behaupten!
— Alles ist da, daran sollst du nicht zweifeln. Ich denke, es ist Zeit, Abschied zu nehmen. Du wolltest dich nicht entschuldigen. Und in Anbetracht der jüngsten Ereignisse würde das auch nicht viel verändern. Ich lasse meinen Mann. Und dir sage ich ganz ehrlich, dass ich dabei Freude empfinde! — erklärte Valentina stolz.
Sie trat einen Schritt in die Wohnung zurück, nahm den Ordner mit den Unterlagen ihres Mannes vom Kommode und kehrte zur Tür zurück und warf es ihrem einstigen Ehemann ins Gesicht.
— Bitte — sagte sie. — Das war das Einzige, was wirklich deins in diesem Haus war. Den Rest hast du verspielt! Und ich freue mich ausdrücklich, mich von dieser kleinen Familie zu verabschieden. Glücklicherweise ist unsere Tochter jetzt bei meinen Eltern und sieht dieses Grauen nicht. Und was den Unterhalt betrifft, werde ich dafür sorgen, das merkst du dir. Und was dich betrifft — wandte sich Valja an ihre Schwiegermutter —, suche deinem Sohn eine passende Frau. Jemanden wie dich! Dann werden sie bestimmt glücklich sein.
Valentina schloss zuversichtlich die Tür vor dem erstarrten Gesicht ihres Mannes und seiner Mutter.