Die Wärme eines Tierfreundes: Ein besonderer Schutz für die Kinder

Vor den frostigen Herausforderungen der Welt fanden zwei Kinder Zuflucht an der warmen Seite eines großen, felligen Hundes, der zu ihrem Beschützer und Vertrauten wurde. Unwissentlich standen sie vor dem Aufeinandertreffen mit einem unerwarteten Wegweiser der Liebe aus einer anderen Welt.

Thomas Larsen lebte mit seinen zwei kleinen Kindern in einer geräumigen Villa am Stadtrand. Nach dem Tod seiner Frau lastete die gesamte Verantwortung auf seinen Schultern. Als leitender Ingenieur in einem Autocenter war er oft beruflich unterwegs. Ohne die Hilfe seiner alten, gütigen Nachbarin Martha hätte Thomas seine Arbeit aufgeben oder die Kinder in ein Waisenhaus geben müssen.

Die jüngere Tochter, Lea, konnte zwar hören, sprach jedoch nicht. Die Ärzte empfahlen Geduld bis zu ihrem sechsten Lebensjahr, bevor sie eingreifen würden. Sie blieb die ständige Begleiterin ihres einen Jahr älteren Bruders Lucas, der sie auch ohne Worte verstand. Der Kindergarten war für beide kein Ort, an dem sie sich wohlfühlten — ihre gemeinsame Zeit war für sie bedeutender.

Im Garten lebte auch ein großer, wuscheliger Hund namens Sultan. Er war misstrauisch gegenüber Fremden, doch die Kinder liebte er über alles. Sie ritten auf ihm, zogen an seinen Ohren, krochen in seine Hundehütte und er ertrug alles geduldig. Thomas konnte oft beobachten, wie Lea ihm etwas ins Ohr flüsterte, während Sultan schien, alles zu verstehen. Es war, als hätten sie eine geheime Sprache.

Martha seufzte oft:

„Thomas, du brauchst eine Frau im Haus. Alleine wirst du nicht zurechtkommen, ich habe nicht mehr die Kraft dafür.“

Eines Tages traf Thomas am Bahnhof auf Ingrid, eine lächelnde, mittelalte Bäckerin, die ihm erzählte, dass sie vor kurzem allein in die Stadt gezogen war und keine Kinder hatte. Ihre Bekanntschaft entwickelte sich schnell zu einer Romanze. Ingrid besuchte oft das Haus, brachte Süßigkeiten für die Kinder mit und las ihnen Geschichten vor.

Doch Sultan akzeptierte die neue Hausfrau nicht. Er knurrte und wandte sich vom Essen ab.

„Das ist kein Problem, sie wird sich noch daran gewöhnen“, versicherte Thomas.

Zu Neujahr zog Ingrid vollständig zu ihnen. Das Haus erlebte einen grundlegenden Wandel und strahlte vor Sauberkeit. Thomas war glücklich: Endlich kümmerte sich jemand um sie, das Haus war ordentlich und die Kinder hatten Aufsicht.

Bald jedoch veränderte sich Ingrid. Sie störte sich an den Kindern, die sie als „Fremde“ betrachtete und empfand sie als lästig. Für jede Kleinigkeit sperrte sie sie in einen dunklen Lagerraum und verbot Lucas, mit seinem Vater darüber zu sprechen. Voller Angst suchten die Kinder mehr und mehr Zuflucht vor dem Haus, wo Sultans warme Hundehütte auf sie wartete — ihr einziger sicherer Ort.

Jedes Mal, wenn Ingrid erschien, knurrte der Hund und ließ sie nicht nah genug heran. Ingrid forderte von Thomas, dass er sich von dem „Tier“ trennt, aber er weigerte sich. Sultan nahm von ihr kein Essen an; er spürte die drohende Gefahr.

Als Thomas auf eine weitere Dienstreise ging, lud Ingrid Gäste ein und trank bis spät in die Nacht. Die Kinder rannten wieder zur Hundehütte, um sich bei Sultan zu wärmen.

Die ersten Fröste kamen und am Morgen schien Ingrid sich verändert zu haben. Sie nahm die Kinder mit in den Laden und kaufte Süßigkeiten und Spielzeug für sie. Alle dachten, sie sei nun eine gute Stiefmutter. Doch abends sperrte sie sie erneut in den Lagerraum.

Spät in der Nacht, berauscht und nur leicht bekleidet, führte Ingrid die Kinder in den „Wald, um Pilze für den Vater zu sammeln“. Die Kinder bibberten vor Kälte. Als sie eine verlassene Steinbrüche erreichten, schloss sie sie in eine rostige Hütte ein und verschwand, mit der Absicht, am Morgen zu berichten, dass die Kinder vermisst würden.

Sultan jaulte und durchbrach die Stille der Nacht. Dann riss er die Leine ab und verschwand in der Dunkelheit.

Auf dem Heimweg war Karl, ein Lastwagenfahrer. Plötzlich sprang ihm ein riesiger Hund entgegen, hinter ihm eine Frau in einem weißen Kleid mit langem, nassem Haar. Die Frau winkte ihm mit der Hand in Richtung Wald. Die Ketten des Hundes klirrten, und er bellte. Karl hielt an und folgte ihnen.

Er fand die Hütte, brach das Schloss auf und befreite die durchgefrorenen Kinder, wickelte sie in seinen Mantel. Die Frau und der Hund waren nicht mehr da. Auf der Polizeistation erzählten die Kinder alles. Karl brachte sie mit den Beamten zu Thomas nach Hause. Sultan empfing die Polizisten still und ließ zum ersten Mal einen Fremden in sein Leben.

Ingrid verwickelte sich in Lügen und gab schließlich zu. Als Karl die Frau beschrieb, die die Kinder in den Wald gelockt hatte, erstarrte Thomas, als er auf das Porträt in seinem Wohnzimmer blickte.

„Das ist sie. Diese Frau.“

„Bist du dir sicher?“

„Völlig sicher. Es war sie.“

Auf dem Porträt war Thomas’ verstorbene Frau Anna zu sehen — die Mutter von Lucas und Lea, die vor drei Jahren ertrunken war.

Als Ingrid abgeführt wurde, sprang Sultan aus dem Dunkel hervor und klammerte sich an ihr Bein. Die Männer hatten Mühe, ihn davon abzuhalten. Thomas stand blass da und hielt sich das Herz. Er setzte sich neben den Hund, umarmte ihn und flüsterte:

„Danke, mein Freund. Du hast sie gerettet… und vielleicht auch mich.“

Später, an Annas Grab, neben dem schwarzen Marmormonument, brannte im weißen Schnee ein Strauß leuchtend roter Rosen wie eine strahlende Flamme.

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