Ich saß auf dem Sofa, den Laptop auf den Knien, und klickte gelangweilt durch einen Bikini-Katalog. In einer Woche würden mein Mann und ich nach Griechenland fliegen. Ich stellte mir schon vor, wie ich mich in der Sonne rekeln und einen eiskalten Cocktail genießen würde. Alles, was noch fehlte, war die Wahl des perfekten Bikinis.
Ein plötzliches Klopfen an der Tür ließ mich zusammenzucken. Wir erwarteten niemanden. Wer konnte das sein?
Als ich öffnete, stand sie da – die Ex-Frau meines Mannes. Neben ihr drei Kinder, zwei Jungen im Alter von etwa acht und zehn Jahren und ein kleines Mädchen.
„Die Kinder bleiben bis zum Ende des Sommers bei euch“, verkündete sie ohne jede Umschweife.
Ich starrte sie an, unfähig, ein Wort herauszubringen.
„Was?! Ist das dein Ernst?“
„Ich fliege nach Norwegen. Sofort.“
Ich schluckte hart und ließ meinen Blick zwischen ihr und den Kindern hin und her wandern. Mein Mann hatte sie zwar erwähnt, aber immer nur beiläufig, ohne ins Detail zu gehen.
Sie waren nie bei uns gewesen. Er hatte sich mit ihnen draußen getroffen, im Park oder in einem Café. Und jetzt standen sie mit Koffern vor meiner Tür, offenbar völlig ahnungslos, was gerade geschah.
„Nein, Moment mal…“, setzte ich an, doch sie machte bereits einen Schritt zurück.
„Mein Taxi wartet. Ihr klärt das schon.“
Ohne ein weiteres Wort drehte sie sich um und verschwand, ließ mich mit drei fremden Kindern zurück.
Ich schloss die Tür und drehte mich langsam um.
Sofort griff ich nach meinem Handy und wählte die Nummer meines Mannes.
„Ist das dein Ernst?!“
„Ja, sie hat gesagt, sie bringt die Kinder vorbei“, entgegnete er in ruhigem Ton, als würde es um eine Kleinigkeit gehen.
„Sie hat sie nicht nur angekündigt – sie hat sie einfach hiergelassen!“
Am anderen Ende blieb es einen Moment still.
„Hör zu“, sagte er schließlich. „Sie will ihr eigenes Leben leben.“
„Und das soll jetzt mein Problem sein? Du hast mir versprochen, dass die Kinder nicht bei uns wohnen werden!“
„Es ist eben passiert… Ich bin ihr Vater. Ich kann sie doch nicht einfach wegschicken.“
Ich biss die Zähne zusammen.
„Dann triff deine Entscheidung. Ich bleibe nicht. Ist dir überhaupt klar, dass wir nächste Woche nach Griechenland fliegen?“
„Dann nehmen wir sie einfach mit.“
Wortlos legte ich auf.
Die ganze Nacht lag ich wach, Tränen liefen mir über das Gesicht. Mein Mann versuchte mich zu beruhigen, aber ich konnte nicht fassen, dass meine gesamte Zukunft – der Urlaub, unser unbeschwertes Leben, all unsere Pläne – innerhalb eines Augenblicks in sich zusammengefallen war.
Was, wenn seine Ex-Frau nicht zurückkommt? Was, wenn die Kinder für immer bleiben?
Was soll ich jetzt tun?