Verwandte haben für die Oma ein Restaurant ausgesucht… und vergessen, dass sie dafür bezahlen müssen.

Я stellte Teller für die Gäste aus dem Regal, als ich ein Gesprächsfetzen aus dem Flur hörte. Nina, meine Cousine, sprach leise mit Artjom, aber dennoch deutlich genug:

— Sie arbeitet doch in der Bank, bekommt Boni und Prämien… Man sagt, Marina habe bereits alles bezahlt. Stell dir vor, was das für ein Fest wird!

Artjom gähnte und schnaubte:

— Wohin sollte sie sonst ihr Geld ausgeben, wenn sie allein lebt? Sollen wir sie doch ruhig großzügig sein lassen. Wir wollen schließlich auch feiern.

Sie bemerkten nicht einmal meine Anwesenheit, offensichtlich waren sie überzeugt, außerhalb meiner Hörweite zu sein. Doch ich verstand jedes Wort. Plötzlich war mir klar: Sie kamen nicht bloß auf eine Tasse Tee vorbei. Ihr Ziel war offensichtlich – mich dazu zu bringen, die Feier zum runden Geburtstag unserer Großmutter in einem teuren Restaurant zu finanzieren. Sie waren sich bereits sicher, dass ich „alles längst organisiert“ und sogar die Anzahlung geleistet hatte.

Meine Gefühle im Zaum haltend, lud ich alle ins Wohnzimmer ein und stellte ihnen Teller mit Leckereien hin. Tante Natascha, bekannt für ihre direkte Art, ließ ihren Blick durch mein Zuhause schweifen und bemerkte mit einem Hauch von Ironie:

— Marina, wie gemütlich du es hier hast! Man sieht sofort, dass du bei deinem Zuhause nicht sparst. Übrigens haben wir überlegt… Wärst du nicht die perfekte Person, um sich um Omas Jubiläum zu kümmern?

Ihre Stimme klang freundlich, doch in jedem Wort lag eine versteckte Spitze. Onkel Juri, der sonst nicht um den heißen Brei redete, fügte hinzu:

— Wer, wenn nicht du? Deine Hypothek ist fast abbezahlt, bei der Arbeit läuft es rund. Oma verdient eine angemessene Feier, aber sie selbst möchte sich nicht darum kümmern – sie ist ja schließlich schon über achtzig.

Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen. Tatsächlich war meine Hypothek noch lange nicht beglichen, und Prämien musste ich mir mühsam erkämpfen. Doch für sie spielte das keine Rolle – in ihren Augen war ich die unerschöpfliche Geldquelle.

Unsere Familie traf sich einmal im Jahr bei Großmutter Antonina, die in einer geräumigen Altbauwohnung lebte. Früher fanden alle Feierlichkeiten dort statt. Doch diesmal erklärte Oma, dass sie keine großen Gesellschaften mehr empfangen wolle. Tante Natascha und Onkel Juri, beide über fünfzig, tauschten sofort vielsagende Blicke aus – selbst die Organisation zu übernehmen, kam für sie offenbar nicht infrage. Auch ihre Kinder, Nina und Artjom, hatten weder Lust zu zahlen noch Zeit zu investieren. Und so fiel die Wahl auf mich – die „wohlhabende“ Enkelin, die in ihren Augen keinerlei Verpflichtungen hatte (keine Kinder, lebt allein) und daher frei von anderen Ausgaben war.

Diese Verwandten hatten längst gelernt, mich auszunutzen. Mal baten sie um Geld „bis zum Gehalt“, das nie zurückgezahlt wurde, mal nahmen sie sich einen neuen Mixer „nur für ein paar Tage“ und brachten ihn defekt zurück. Ich hatte immer nachgegeben, und das hatte sie in dem Glauben bestärkt, dass ich mir alles leisten konnte.

Diesmal waren sie gleich im ganzen Trupp aufgetaucht: Nina, Artjom, Tante Natascha, Onkel Juri und einige entfernte Verwandte. Am Tisch breiteten sie Fotos luxuriöser Restaurants aus, diskutierten Menüs und Preise.

— Marina, schau mal, hier gibt es ein Buffet vom Spitzenkoch! — rief Nina aufgeregt, eine Frau über dreißig mit makellosem Make-up und dem neuesten iPhone in der Hand. — Stell dir vor, wie toll das für Social Media wäre! Wir alle sehen großartig aus, Oma in der Mitte…

Ich unterbrach sie:

— Moment mal. Und wer übernimmt die Kosten? Das sind keine kleinen Summen.

Onkel Juri setzte sofort ein gutmütiges Lächeln auf:

— Wir sind doch Familie! Alle wissen, dass du großzügig bist. Außerdem bist du so praktisch – du findest immer die besten Angebote und weißt, wo man sparen kann. Also kümmer dich einfach darum, und wir unterstützen dich moralisch.

Ich erinnerte mich an all die Male, als genau diese Menschen meine Bitten um Unterstützung ignoriert hatten, während ich mühsam für die Anzahlung meiner Wohnung sparte. Damals bot mir niemand auch nur ein aufmunterndes Wort an. Und jetzt verlangten sie ein nobles Restaurant.

Tante Natascha machte eine kunstvolle Pause:

— Marina, wäre es dir denn zu schade für Oma? Vielleicht ist es einer der letzten großen Familienfeiern…

Ich biss mir auf die Zunge. Natürlich verdiente Großmutter eine wunderschöne Feier. Aber warum sollte allein ich die finanzielle Last tragen? Zumal ich wusste, dass sie hinterher über mich tuscheln würden: „Marina hätte ruhig mehr ausgeben können…“

— Machen wir es so, — schlug ich ruhig vor. — Ich bin bereit, einen Teil der Kosten zu übernehmen. Aber ihr müsst auch etwas beisteuern. Jeder nach seinen Möglichkeiten. Damit nicht ich allein alles bezahle.

Im Raum breitete sich Stille aus. Nina war die Erste, die sie durchbrach:

— Ähm… Mein Geld ist gerade für den Urlaub reserviert. Ich träume seit Langem vom Meer.

Artjom zuckte die Schultern:

— Mein Auto muss repariert werden. Ich kann mir keine zusätzlichen Ausgaben leisten.

Onkel Juri murmelte:

— Deine Tante und ich haben einen Kredit laufen… Die Zeiten sind hart. Wenn du einfach alles bezahlst, wäre das am unkompliziertesten.

Wie immer. Sie waren sich sicher, dass ich mich nur „zierte“, dabei ging es mir ums Prinzip. Ich erhob mich, goss Tee nach und sagte leise:

— Gut. Ich werde mir etwas überlegen. Natürlich bekommt Oma eine großartige Feier.

Tante Natascha strahlte und klatschte begeistert in die Hände:

— Brav! Auf dich ist Verlass.

Ich drehte mich weg und verbarg mein Lächeln. „Auf mich verlassen?“ Das würde sich zeigen. Ich wusste genau, dass sie mich nur noch skrupelloser ausnutzen würden, wenn ich ihnen nachgab. Deshalb rief ich, nachdem die Verwandten gegangen waren, meinen alten Freund Oleg an, der als Manager in einem bekannten Restaurant arbeitete.

— Oleg, ich brauche deine Hilfe. Mach dich bereit für eine Familienkomödie mit unerwartetem Ausgang.

Er lachte:

— Verstanden. Es wird eine spektakuläre Feier mit einem besonderen Finale.

Wir besprachen alle Details. Ich reservierte den Saal und zahlte eine Anzahlung, die ich mir ohne finanzielle Einbußen leisten konnte. Gleichzeitig bat ich Oleg, alle extravaganten Wünsche meiner Verwandten zu berücksichtigen: teuren Champagner, exquisite Häppchen, eine beeindruckende Präsentation der Gerichte. Sie liebten Luxus – also sollten sie ihn auch bekommen.

Als der große Tag kam, erschienen sie in ihren besten Outfits. Großmutter Antonina, elegant und ein wenig aufgeregt, brachte ihre alte Freundin mit, von der niemand gewusst hatte. Doch wer hätte ihr diesen kleinen Wunsch abschlagen können?

Alle waren überzeugt, dass bereits alles bezahlt war. Im Flüsterton hörte ich sogar:

— Marina hat wieder keine Kosten gescheut! Sie hat sich wohl richtig ins Zeug gelegt.

Während sie sich an der noblen Atmosphäre erfreuten, wartete ich geduldig auf den richtigen Moment. Und als das Dessert serviert wurde, betrat Oleg im makellosen Anzug den Saal und verkündete:

— Liebe Gäste, ich hoffe, Sie genießen unseren Service! Jetzt bringen wir die Rechnung. Die Bezahlung kann bar oder per Karte erfolgen.

Die Gesichter meiner Verwandten erstarrten. Nina ließ fast ihr Handy fallen, Artjom verschüttete Wein, Tante Natascha verlor ihre selbstgefällige Miene.

— Moment mal, — stotterte Onkel Juri. — Marina hat doch bestimmt…

Oleg nickte höflich in meine Richtung:

— Marina hat den Raum reserviert und die Anzahlung geleistet. Der Rest wird nach Verbrauch abgerechnet.

Tante Natascha versuchte sich herauszureden:

— Aber Marina, du sagtest doch, du würdest dich um alles kümmern…

— Genau das habe ich getan, — antwortete ich ruhig. — Ich habe den Rahmen organisiert. Doch die Kosten müssen wir gemeinsam tragen.

Das Spiel war vorbei. Sie hatten geglaubt, mich erneut ausnutzen zu können. Doch dieses Mal hatte ich meine Lektion gelernt.