Es war der Tag der Hochzeit ihrer Mutter, und obwohl Anja sich bemühte, eine glückliche und aufgeschlossene Tochter zu sein, konnte sie den Unmut, der sich in ihr aufstaute, nicht ablegen. Sie hatte immer gehofft, dass ihre Mutter irgendwann einen Mann finden würde, der sie glücklich machte. Doch als sie Artur zum ersten Mal traf, war es nicht Liebe auf den ersten Blick. Vielmehr hatte sie das Gefühl, dass etwas nicht stimmte. Er war zu anders, zu fremd. Und jetzt, an diesem Tag, an dem alles für ihre Mutter so perfekt schien, fühlte sich Anja fehl am Platz.
Die Gäste lachten, tanzten und genossen den Moment, doch Anja konnte sich nicht so richtig einfügen. Sie saß auf einem Sofa, ein Buch in der Hand, als ob sie versuchte, in eine andere Welt abzutauchen. Doch ihre Augen waren ständig auf Artur gerichtet. Er war an ihrer Mutter angelehnt, redete mit ihr in einer Weise, die Anja nicht verstand. Es schien, als ob sie in einer Blase von Gemeinsamkeit existierten, während sie als Tochter draußen blieb, ausgeschlossen aus diesem neuen Lebensabschnitt.
Plötzlich stand das Mädchen auf und ging zum Mikrofon. Alle Augen im Raum richteten sich auf sie, als sie, ohne ein Wort zu sagen, ein Video startete. Auf dem Bildschirm erschien das Bild ihrer Mutter, die in jungen Jahren mit Anja zusammen in einem Park spielte, lachend und voller Leben. Es war ein Moment der Zärtlichkeit, der immer für Anja etwas Besonderes gewesen war. Doch als sie das Bild betrachtete, wurde ihr klar, dass die Vergangenheit nicht zurückkehren konnte, dass die Zeit nicht stillstand.
„Mama, ich wünsche dir alles Glück der Welt. Aber ich hoffe, du verstehst, warum es so schwer für mich ist, Artur als Teil unseres Lebens zu akzeptieren. Du hast immer gesagt, dass du glücklich sein willst, und ich wollte immer, dass du das findest. Aber manchmal ist es schwer zu verstehen, warum es gerade er sein muss,“ sagte Anja, als die Bilder auf dem Bildschirm verblassten.
Es war der Moment, in dem Artur den Raum betrat. Anja blickte ihn an, und zum ersten Mal sah sie nicht den Fremden, der die Liebe ihrer Mutter beanspruchte, sondern einen Mann, der genauso verletzlich war wie sie. Doch sie wusste, dass es eine lange Reise sein würde, um die Mauern zu durchbrechen, die sie um ihr Herz gebaut hatte.