„Meine Frau brachte ein Baby im Karton aus dem Wald — später schalteten wir den Fernseher ein und wurden kreidebleich.“

„Das Wunder aus dem Wald – wie unser Sohn uns fand und das Leben uns ein weiteres Geschenk machte“
Eine Geschichte über Liebe, Mut und eine Familie, die das Schicksal selbst zusammengeführt hat
Manchmal schreibt das Leben die unglaublichsten Geschichten. Unsere begann an einem ganz gewöhnlichen Tag — und veränderte alles.

Ich erinnere mich noch genau: Ich war in der Küche, als Lena mich leise rief. Ihre Stimme klang anders, aufgeregt und zugleich ängstlich.

„Sascha, komm bitte…“, flüsterte sie aus dem Flur.

Als ich hinaustrat, blieb ich wie angewurzelt stehen. In ihren zitternden Händen hielt sie einen alten Karton. Darin lag ein winziges Baby — eingewickelt in eine Decke, das Gesichtchen rot vor Kälte, die kleinen Fäustchen fest geballt.

„Ich war im Wald spazieren, beim Bach“, erzählte sie mit brüchiger Stimme. „Ich hörte ein Wimmern… erst dachte ich, es sei ein Kätzchen… doch dann…“
Tränen liefen ihr über das Gesicht. „Jemand hat dieses Kind einfach zum Sterben ausgesetzt…“

Wir standen lange schweigend da. Starrten auf das kleine Wunder, das trotz allem lebte.

Rettungskräfte, Polizei, Papierkram — all das folgte. Aber niemand fragte uns, ob wir ihn behalten wollen. Für uns war längst klar: Dieses Kind bleibt.

Wir nannten ihn Dima.

Ein Zuhause voller Liebe
Dima wuchs zu einem fröhlichen, liebevollen Jungen heran. Die Vergangenheit — der Karton, die Decke — verblasste. Was blieb, waren erste Worte, erste Schritte, warme Händchen in unseren.

Fast vier Jahre später saßen wir eines Abends beim Abendessen. Dima spielte auf dem Teppich, der Fernseher lief leise im Hintergrund.

Plötzlich hielten wir beide den Atem an.

In den Nachrichten erzählte eine Frau ihre Geschichte. Ihr Gesicht blass, die Stimme voller Tränen. Sie sprach von einem Baby, das ihr unter Drohungen weggenommen wurde. Von einer Waldlichtung. Einer Decke. Einer Box.

Unser Wald.

„Er ist mein Sohn… Ich wusste, er lebt… Ich habe gebetet…“, schluchzte sie.

Lena und ich sahen uns an. Unser Herz schlug bis zum Hals. Dima kam zu uns, umarmte uns fest.

„Ich liebe euch“, flüsterte er. Mehr brauchte es nicht.

Drei Eltern – Ein Herz
Was folgte, war ein schwerer Weg. Tränen. Die zitternden Hände der leiblichen Mutter, die ihren Sohn zum ersten Mal wieder an sich drückte. Die Entscheidung des Gerichts: Dima bleibt bei uns — seiner Familie. Er durfte selbst wählen.

Und Dima sagte nur: „Ich möchte drei Eltern. Geht das?“

Wir weinten. Natürlich geht das.

Sechs Monate später waren wir zusammengewachsen. Jeden Sonntag saßen wir beisammen — eine große, bunte Familie. In Dimas Bildern malte er uns alle: Mama, Papa, Natalia — seine leibliche Mutter — und sich selbst. Immer mit Sonne, Bäumen, unserem Haus. Die Box — auch die malte er manchmal. Für ihn war sie kein Symbol von Schmerz, sondern der Beginn von allem.

„Danke, dass ihr mich gefunden habt“
Die Zeit verging. Dima wurde größer, klüger, mutiger. Im Kindergarten sagte die Erzieherin einmal:

„Ihr habt ein besonderes Kind. Er teilt alles. Auch seine Liebe. ‚Ich habe drei Mamas‘, sagt er. ‚Die, die mich geboren hat. Die, die mein Herz zu Hause nennt. Und die, die immer für mich da ist.‘“

Unsere Herzen platzten fast vor Stolz.

Eines Tages zeigte er uns ein Bild. Darauf: Unser Haus, Bäume, wir drei — und eine Figur abseits.

„Das ist mein leiblicher Vater“, erklärte er. „Er war böse. Aber ich bin nicht mehr wütend. Er bleibt auf dem Papier. Nicht in meinem Leben.“

Wir verstanden — unser Sohn ist stärker, als wir je geglaubt hätten.

Bei der Abschlussfeier im Kindergarten stand er auf der Bühne, sah uns an — und sagte vor allen:

„Danke, dass ihr mich gefunden habt. Jeder auf seine Weise. Ich liebe euch.“

Die Menschen standen auf, applaudierten. Nicht nur für ihn — für das Wunder, das er ist.

Ein neues Kapitel – Unsere Tochter ist da!
Doch das Leben hatte noch ein weiteres Wunder für uns parat.

Einige Jahre später kam unsere kleine Tochter zur Welt. Gesund, stark, mit den gleichen neugierigen Augen wie Dima. Die Ärzte nannten es ein kleines Wunder — unsere besondere Liebe hatte Leben geschenkt.

Dima war überglücklich. Vom ersten Moment an nannte er sie „meine kleine Schwester“. Er beschützt sie, liebt sie, als wäre sie schon immer Teil unserer Familie gewesen.

Heute sind wir mehr als nur Eltern — wir sind ein Team. Eine ungewöhnliche Familie, ja. Aber voller Liebe, Wärme und Hoffnung.

Die Box und die alte Decke bewahren wir immer noch auf. Dima weiß, woher er kommt — und wohin er gehört.

Manchmal sitzen wir zusammen auf der Bank vor dem Haus, blicken auf den Wald.

„Stell dir vor, du wärst damals nicht gegangen…“, sagt Lena leise.

Ich lache. „Ich musste. Er hat mich gerufen.“

Manchmal beginnt das größte Glück im Leben mit einem Schrei aus dem Wald.