Günter Krabbenhöft: Stilvoll und lebensfroh mit 80 Jahren

Ein modischer Gentleman im hohen Alter

Der Fotograf Bjorn Akstinat konnte seinen Blick nicht von einem älteren Herrn abwenden, der in Röhrenjeans, einer Weste und eleganten Schnürstiefeln so geschmackvoll gekleidet war, dass er unbedingt ein Bild davon machen wollte. Dieser unbekannte Mann vereinte klassische und legere Elemente zu einem unverwechselbaren Stil, der ihn deutlich aus der Menge hervorstechen ließ.

Als der ältere Herr bemerkte, dass eine Kamera auf ihn gerichtet war, reagierte er zunächst ablehnend und wollte die Aufnahme verhindern. Er war neugierig, welche Absicht Akstinat mit den Fotos verfolgte. Allerdings erschwerte eine Sprachbarriere die Verständigung zwischen ihnen.

Die Bilder des Berliner Dandys, aufgenommen an der Admiralitätsbrücke und nahe des Kottbusser Tors, verbreiteten sich rasch in sozialen Netzwerken. Verschiedene Online-Communities teilten die Fotos und ihre Anhänger zeigten sich begeistert vom einzigartigen Stil des Mannes. Dieser Berliner Fashion-Enthusiast hinterließ eine nachhaltige Wirkung bei der Öffentlichkeit.

Die Zeitschrift „Cosmopolitan“ widmete dem extravaganten Berliner Dandy sogar einen eigenen Artikel. Sein modisches Gespür begeisterte viele und sorgte dafür, dass der stilbewusste Großvater Berühmtheit erlangte.

Zeitungen suchten nach passenden Kosenamen für ihn: Der coolste Opa Berlins, Hipster-Rentner oder Hipster-Altmann waren nur einige der Bezeichnungen. Trotz der unterschiedlichen Etiketten blieb er unbeeindruckt und zeigte keinerlei Verlegenheit.

Mit dem steigenden Bekanntheitsgrad tauchten allerdings auch zahlreiche Spekulationen auf. Online kursierten etwa Berichte, in denen das Alter dieses Deutschen mit 104 Jahren angegeben war. Journalisten heizten den Hype an, ohne solche Behauptungen zu überprüfen, und schrieben reißerische Artikel, um Leser anzulocken – mit messbarem Erfolg.

Bemerkenswerte Stilikone

Anton Krabbenhöft stammt aus Hannover und wuchs in einer kinderreichen, gewöhnlichen Familie auf. Schon in jungen Jahren dachte er nicht daran, eine Laufbahn in der Modebranche einzuschlagen. Vielmehr beschäftigte ihn die Frage, wie er seinen Lebensunterhalt bestreiten könnte.

Als Journalisten ihn darauf ansprachen, warum er nicht Designer oder Model geworden sei, erklärte Günter, dass er diese Wünsche gerne verfolgt hätte, jedoch die Vorstellungen seiner Eltern akzeptierte. Er war kein Rebell, sondern folgte ihren Anweisungen. So entschied er sich, Koch zu werden und gewöhnte sich allmählich an diesen Beruf.

Über 50 Jahre lang widmete er sich diesem Beruf und lebte in dieser Zeit ein Leben, das sich kaum von dem anderer unterschied. Er war zehn Jahre verheiratet und zog seine Tochter alleine groß. Dabei lehnte er autoritäre Erziehungsformen entschieden ab und folgte einer progressiven Pädagogik, bei der die Rechte und die Unabhängigkeit seiner Tochter im Vordergrund standen.

Heute kann Günter auf erwachsene Enkelkinder zurückblicken, die 24 und 30 Jahre alt sind.

Seit 1968 lebte er in West-Berlin und zog 1986 nach Kreuzberg, einem Stadtteil, der für Straßenkrawalle, nächtliche Unruhen und Hausbesetzungen bekannt ist.

„Meine Kleidung ist für mich selbst bestimmt“, betont er.

Krabbenhöft teilt sich eine gewöhnliche Wohngemeinschaft und arbeitete vor seiner Bekanntheit im medizinischen Bereich, wo er AIDS-Patienten betreute und ihnen die letzten Lebensmomente erleichterte – eine herausfordernde Aufgabe.

Nachdem er viele bedeutende Rollen und Verantwortlichkeiten im Leben übernommen hatte – als pflichtbewusster Sohn und fürsorglicher Vater – genießt er jetzt die Freiheit, sein Leben ganz nach seinen eigenen Vorstellungen zu gestalten und glücklich zu sein.

In den sozialen Medien ist der Berliner Dandy sehr aktiv: Mit etwa 300.000 Followern teilen viele seine Abenteuer beim Reisen, seine stilvollen Outfits und besondere Modefunde.

Er war überrascht, als er erfuhr, dass ihm in Berichten ein Alter von 104 Jahren angedichtet wurde. Mit einem Augenzwinkern korrigierte er, dass er lediglich die Hälfte dieses Alters habe.

Auch als er wegen angeblicher Theatralik und auffälliger Extravaganz kritisiert wurde, äußerte sich Günter offen. Er kleidet sich für sich selbst und möchte sein Spiegelbild mit Zufriedenheit betrachten. Seine Kleidung bildet für ihn die Verbindung zwischen seiner inneren Persönlichkeit und seinem äußeren Erscheinungsbild.

Grau ist kein Hindernis für Stil

Man kann Günter als ein vorbildliches Beispiel betrachten, denn sein modisches Auftreten entsteht trotz eines bescheidenen Budgets. Er kauft den Großteil seiner Kleidung in Second-Hand-Läden, investiert allerdings in zeitlose Basics, die ihn viele Jahre begleiten.

Günter gibt zu, dass ihm das Rampenlicht schon immer gefallen hat. Früher tanzte er gerne, doch nach dem 50. Lebensjahr suchte er eine andere Beschäftigung. Er wollte keinesfalls in Zukunft von einer Modepolizei kontrolliert und in ein Pflegeheim verwiesen werden.

Nach fast 20 Jahren ohne Tanz nahm er erneut das Tanzen auf. Fremde sprachen ihn an und luden ihn in einen Club ein. An diesem Abend tanzte er etwa acht Stunden am Stück und kehrte mit Glücksgefühl nach Hause zurück, als würde er auf einem Luftkissen schweben.

Obwohl er sich anfangs in der Gesellschaft junger Menschen fremd fühlte, erkannte er später, dass es nicht darauf ankommt, Aufmerksamkeit zu erregen. Viel wichtiger ist es, sich selbst wertzuschätzen. Obwohl manche ihn für verrückt halten, weigert er sich, seine Freiheit durch gesellschaftliche Normen einzuschränken.

Die Hauptstadt Berlin ist bekannt für ihre vielfältigen, manchmal extravaganten Einwohner. Dennoch hebt sich Günter deutlich von typischen kulturellen Strömungen ab und bildet eine eigene, einzigartige Subkultur.

Das private Leben des stilvollen Großvaters

Natürlich begleitet Günter eine ebenso stilvolle Partnerin, mit der er Modeschauen und gesellschaftliche Events besucht.

Diese Dame, bekannt als die Grande Dame Berlins, beeindruckt durch ihre elegante Erscheinung. Besonders bewundert werden die gemeinsamen Auftritte des modischen Duos, die immer wieder überraschen.

Britt Canha, geboren 1951 und ehemals Tänzerin, verbrachte viele Jahre auf Tournee. In den 1980er Jahren eröffnete sie mit Partnern einen Nachtclub, der als Treffpunkt der kreativen Bohème diente und wichtige kulturelle Veranstaltungen beherbergte.

Auch heute, trotz ihres Alters, scheut Britt keine ausgelassenen Partys und liebt das pulsierende Leben, das Kreativität und Lebensfreude miteinander verbindet.

Ihr feiner Geschmack und ihre Anmut fallen besonders auf. Kommentatoren beschreiben ihre Looks als harmonische Mischung aus traditionellen chinesischen Qipao-Kleidern und der zeitlosen Eleganz von Audrey Hepburn.

Britt fertigt ihre Kleider selbst an und vereint dabei den Charme der 1950er Jahre mit Hollywood-Glanz. Diese Einzelstücke sind unverwechselbar und nicht käuflich erhältlich. Ihr Make-up, oft an Theaterschminke erinnernd, unterstreicht ihren extravaganten Stil.

Obwohl beide volljährig sind, genießen sie ein Leben voller Freude: Sie besuchen Theaterpremieren, tanzen in Diskotheken und nehmen an Modeschauen teil. Günter bleibt fit durch Radfahren, während seine Partnerin gerne Schlittschuh läuft – ein Alter, wie es sich viele wünschen würden.

Auf öffentlichen Veranstaltungen erwecken sie große Bewunderung und sind regelmäßig bei bedeutenden kulturellen Ereignissen in Berlin anzutreffen.

Günter schrieb sogar ein Buch mit dem Titel „Sei einfach du selbst“. Darin betont er, dass es egal ist, was im Leben geschieht – selbst Rückschläge können als Stärke interpretiert werden. Erst mit den Jahren konnte er seine Erfahrungen aus einer neuen Perspektive betrachten.

Schlussbetrachtung: Günter Krabbenhöft verkörpert auf beeindruckende Weise, wie Stil, Individualität und Lebensfreude kein Alter kennen. Seine Geschichte zeigt, dass Mode nicht nur eine äußere Erscheinung, sondern ein Ausdruck der eigenen Persönlichkeit ist. Zusammen mit seiner stilvollen Partnerin lebt er das Leben in vollen Zügen und inspiriert viele, sich selbst treu zu bleiben und die Freiheit zu genießen, die das Erwachsensein mit sich bringt.