Vom Eheglück zur täglichen Zerreißprobe: Ein persönlicher Erfahrungsbericht
Seit mittlerweile zwei Jahren bin ich verheiratet. Bei unserem Ja-Wort war für mich eines glasklar: Zusammenleben mit den Eltern kommt für uns nicht infrage. Ich bin immer noch überzeugt, dass es wichtig ist, ein eigenständiges Leben zu führen und eine neue Familie zu gründen, ohne sich an fremden Wänden festzuklammern. Mein Mann und ich hatten damals keinen eigenen Wohnraum – weder der eine noch der andere von uns bezog eine eigene Wohnung. Deshalb mussten wir eine Unterkunft in der lauten und frostigen Stadt Leipzig anmieten, stets mit dem Wunsch, irgendwann ein eigenes Heim zu besitzen. Doch leider blieben all diese Hoffnungen Wunschdenken, und die Realität begann, uns zu zermürben.
Matthias, mein Mann, arbeitete zwar, aber sein Verdienst war lächerlich gering. Diese Tatsache ärgerte mich von Beginn an. Er verrichtete keine Überstunden und ließ jeglichen Fleiß vermissen, es mangelte ihm schlichtweg an Engagement. Sein Lohn reichte kaum aus. Dagegen verdiente ich deutlich mehr, was die Situation zusätzlich belastete.
Immer wieder mahnte ich ihn: „Matthias, du solltest dir eine vernünftigere Arbeitsstelle suchen.“ Doch er winkte ab und meinte: „Anna, jetzt ist nicht die richtige Zeit, sich umzuschauen. Viele halten sich an jeden Job, eine Kündigung ist kaum möglich.“ Er hatte in gewisser Weise Recht – es sind schwierige Zeiten. Aber einfach untätig zu bleiben und darauf zu hoffen, dass sich alles irgendwie regelt? Das wäre fatal! Die Rente naht, und wir hocken weiterhin in einer Mietwohnung mit knappem Budget.
Er gab vor, sich zu bemühen, stellte seinen Lebenslauf auf diverse Jobportale und erwartete Angebote. Doch natürlich blieb die Resonanz aus. Überhaupt: Wer hätte Interesse an einem Lebenslauf ohne überzeugende Erfahrung oder Leidenschaft? Ich begriff, dass ich handeln musste, sonst würde sich nichts verändern. Daraufhin kontaktierte ich Bekannte und fragte nach möglichen Stellen. Tatsächlich flüsterte mir meine Freundin Sarah, dass in ihrer Firma eine Stelle vakant sei – mit einem Gehalt, das sogar mein Einkommen überstieg. Die Arbeit war anspruchsvoll, aber das war eine echte Gelegenheit.
- Eine größere Entfernung zur Arbeit
- Komplizierte Kollegen
- Hohe Arbeitsbelastung
Ich überredete Matthias dazu, sich darauf zu bewerben. Anfangs zeigte er Zweifel: „Wer nimmt mich schon?“ Doch letztlich meldete er sich. Und siehe da, nur eine Woche später kam der Anruf: „Die Stelle gehört Ihnen.“ Matthias war überwältigt, hatte er sich doch schon mit seiner vorherigen Stellung und den üblichen Klagen abgefunden. Plötzlich befand er sich in einem neuen Job – und das Drama begann. Die Strecke zur Arbeit war lang, die Kollegen wirkten befremdlich, die Menge der Aufgaben überwältigend, und er kam mit all dem kaum zurecht. Jeden Abend kehrte er zurück, als hätte er eine Schlacht geschlagen.
Nach der Schicht ließ er sich auf die Couch in unserer kleinen Einzimmerwohnung fallen und zeigte keine Energie mehr. Er war „komplett ausgelaugt“, der Geschirrspüler ausräumen mutierte für ihn zur Heldentat, und den Müll hinauszubringen wurde fast zur Tragödie. Anfangs versuchte ich, ihn aufzubauen: „Gib dir Zeit, Matthias, du gewöhnst dich daran.“ Doch nach einem halben Jahr änderte sich kaum etwas. Er verharrte in Erschöpfung, und stets waren andere schuld – der Chef, der Verkehr, das Wetter, sogar ich.
Auch ich bin kein Roboter. Nach der Arbeit schleppe ich mich nach Hause, werde zur Köchin, erledige den Einkauf und den Haushalt – und das meistens allein. Gespräche lieferten oft Streit. Beim letzten Mal warf er mir vor: „Das ist alles deine Schuld, dass ich meinen Job geändert habe! Wegen dir leide ich jetzt!“ Wirklich? Ich hatte also direkt nach der Trauung den Wunsch nach einem Kind geäußert? Ich sollte nun untätig zuhause sitzen und Elterngeld beziehen, während er mit einem kläglichen Lohn auskommt? Ich hielt nicht hinterm Berg und stellte ihm genau diese Tatsachen entgegen.
„Das ist alles deine Schuld, dass ich den Job gewechselt habe! Wegen dir leide ich jetzt!“
Danach herrschte Stille. Vielleicht reflektiert er, vielleicht schmollt er nur. Dennoch hat sein ständiges Jammern aufgehört – was ja schon einmal Fortschritt bedeutet. Ob dies von Dauer ist? Die Zukunft wird es zeigen. Und immer wieder frage ich mich: Wie konnte es so weit kommen, dass mein Mann zum faulen Heimsitzer und dauernden Mitleidswecker wurde – und ich plötzlich zur Schuldigen erklärt werde?
Wichtige Erkenntnis: Veränderungen erfordern nicht nur die Aufforderung dazu, sondern oft auch die innere Bereitschaft. Manchmal führt der einzige Weg nach vorn durch unbequeme Wahrheiten.
Abschließend lässt sich sagen, dass das gemeinsame Leben mit großen Herausforderungen verbunden ist. Während Träume und Hoffnungen einen Neubeginn versprechen, können finanzielle Nöte und persönliche Frustrationen diese Visionen schnell trüben. Es braucht Mut und Engagement von beiden Partnern, um Widrigkeiten zu überwinden und eine stabile Zukunft gemeinsam zu gestalten.