Das Geheimnis hinter Margaret Nolans goldenem Bild

Margaret Nolan ist untrennbar mit einer der berühmtesten Szenen der Filmgeschichte verbunden: dem mit Gold überzogenen, glitzernden Körper im Vorspann von Goldfinger (1964). Doch hinter diesem strahlenden Bild verbarg sich eine Frau von bemerkenswerter Tiefe, Humor und starkem Willen. Obwohl sie häufig auf ihr Äußeres reduziert wurde, schlug Nolan einen außergewöhnlichen und subtil rebellischen Weg im britischen Kino, Fernsehen und in der bildenden Kunst ein. Ihr Leben erzählt eine Geschichte von Ruhm und Glamour, aber auch von Umbruch, Erneuerung und dem Kampf um Selbstbestimmung in einer Branche, die vom Oberflächlichen geprägt ist.

Margaret Ann Nolan wurde am 29. Oktober 1943 in Hampstead, London, während des Zweiten Weltkriegs geboren. Ihr Vater diente im Militär, während ihre irische Mutter sie zusammen mit der Familie sowohl in England als auch in Waterford, Irland, aufzog. Im Teenageralter zog Nolan nach London zurück. Ursprünglich absolvierte sie eine Ausbildung zur Lehrerin, doch in den frühen 1960er Jahren entdeckte sie ihre Leidenschaft für Modeln und Schauspielerei. Mit ihrer beeindruckenden, fast statuenhaften Silhouette, blonden Haaren und sinnlichen Ausstrahlung etablierte sie sich schnell als feste Größe in der Glamourfotografie und der britischen Popkultur.

Schon früh trat sie unter dem Künstlernamen Vicky Kennedy in Pin-up-Magazinen auf und verkörperte damit den sexuell emanzipierten Geist der swinging Sixties. Nolan akzeptierte jedoch niemals, nur als Objekt wahrgenommen zu werden – ihre bewusste Entscheidung spiegelte oft eine ironische Haltung wider, die später das Thema ihrer künstlerischen Arbeit prägte.

Margaret Nolan golden body Goldfinger

1964 erhielt Nolan ihren bekanntesten Auftrag: Für den dritten James-Bond-Film Goldfinger wurde sie zur Darstellung der Frau mit dem goldenen Körper im Vorspann und der Werbung engagiert. Während Shirley Eaton die Rolle von Jill Masterson spielte, die an „Hauterstickung“ stirbt, nachdem sie mit Goldfarbe bedeckt wurde, war es Nolans Körper, der künstlerisch vom Designer Robert Brownjohn im Vorspann dargestellt wurde.

Obwohl ihre Rolle im Film mit der Masseurin Dink lediglich klein war, entwickelte sich Nolans goldene Silhouette zu einem Symbol für den Glanz der Bond-Girls und den überschwänglichen Stil der 1960er Jahre. Im Nachhinein zeigte sie sich jedoch zwiegespalten: Sie berichtete, man verwechsle oft ihre Rolle mit der von Eaton, und der damit verbundene Ruhm erwies sich als Fluch und Segen zugleich.

Statt sich jedoch unscheinbar zurückzuziehen, wurde Nolan ein aktiver Teil der lebendigen britischen Comedy-Szene der 1960er und 1970er Jahre. Vor allem in der populären Carry On-Filmreihe, einer Serie derben Slapsticks, die sich großer Beliebtheit erfreute, avancierte sie zu einem bekannten Gesicht. Insgesamt wirkte sie in sechs Carry On-Filmen mit, darunter Carry On Cowboy (1965), Carry On Henry (1971) und Carry On Girls (1973). Dort spielte sie meist verführerische Sexbomben oder freche Sekretärinnen.

Nolans Darstellungen zeichneten sich durch einen ausgeprägten Sinn für Selbstironie aus. Sie brachte komödiantisches Timing und Bewusstsein in Rollen, die andernfalls flach oder rein dekorativ gewesen wären. Obwohl die Filme oft als trivial eingestuft werden, sind sie ein maßgeblicher Bestandteil des britischen Comedy-Erbes – und Nolan trug dazu wesentlich bei.

  • Bekanntheit in der Carry On-Serie
  • Sensible Selbstinszenierung trotz einfacher Rollen
  • Beständiges Engagement in britischer Comedy

In den folgenden Jahrzehnten war Nolan außerdem regelmäßig im britischen Fernsehen präsent, mit Rollen in Serien wie Steptoe and Son, The Sweeney, Crown Court und Budgie. Parallel dazu arbeitete sie am Theater, wo sie ihr schauspielerisches Talent jenseits typischer Bildschirmklischees erweitern konnte.

Obwohl die Öffentlichkeit sie als lebensfrohes Sexsymbol wahrnahm, beschäftigte sich Nolan intensiv mit ihrem künstlerischen Handwerk und den Beschränkungen der Branche. In den 1980er Jahren zog sie sich langsam zurück, enttäuscht von der Begrenzung weiblicher Rollen, die vorrangig auf Jugend und Äußerlichkeiten reduziert wurden.

In den 1990er und 2000er Jahren vollzog Nolan eine mutige Neupositionierung und etablierte sich als bildende Künstlerin. Aufbauend auf ihren Erfahrungen als Model und Schauspielerin erschuf sie Fotocollagen, welche die Objektifizierung der Frau und die Manipulation weiblicher Körper in den Medien thematisieren. Dabei bedient sie sich oft an Bildmaterial aus ihrer eigenen Modelzeit, das sie fragmentiert, neu arrangiert und kommentiert.

Ihre Werke fanden Anerkennung in Galerien und wurden für ihre feministische Aussagekraft und persönliche Reflexion bejubelt. Mit der künstlerischen Rückeroberung ihrer eigenen Darstellung übernahm Nolan die Kontrolle über eine Geschichte, die zuvor häufig von anderen erzählt worden war.

Margaret Nolan Kunstwerk

2011 kehrte Nolan mit The Power of Three für einen kurzen Auftritt auf die Kinoleinwand zurück. Außerdem war sie 2021 in einer kleinen Rolle in Last Night in Soho von Edgar Wright zu sehen. Wright schätzte sie sehr und wollte mit seiner Besetzung ihr Vermächtnis ehren. Leider verstarb Margaret Nolan am 5. Oktober 2020 im Alter von 76 Jahren, kurz vor der Veröffentlichung dieses Films.

„Eine Schauspielerin, Künstlerin und visuelle Ikone“, würdigte Wright sie und betonte, dass Nolans Erbe Popkultur und persönliche Selbstermächtigung vereint.

Margaret Nolan war weit mehr als nur ein Bild – sie war Muse, komische Inspiration, feministische Künstlerin und eine Frau, die niemals auf ihr äußeres Erscheinungsbild reduziert werden wollte.

Die Geschichte von Margaret Nolan ist facettenreich und vielschichtig. Während das Publikum sich vorrangig an ihre goldene Figur erinnert, lag ihre wahre Meisterschaft darin, sich einfachen Kategorisierungen zu entziehen. Sie gelangte durch Image und Attraktivität zu einer Stimme, machte sowohl vor als auch hinter der Kamera prägnante Aussagen. Ihre Laufbahn reichte von glamourösen Rollen über Comedy bis hin zu zeitgenössischer Kunst. Nolan beweist, dass selbst die bekanntesten Ikonen verschiedenen Deutungen Raum bieten – und dass Neuinterpretation eine Form von stiller Rebellion darstellt.