Es war der Tag vor unserer Hochzeitsreise – der Tag, an dem Ethan und ich endlich unser lang erwartetes Abenteuer antreten wollten. Wir hatten monatelang gespart, unsere Koffer gepackt und träumten von Sonne, Meer und Entspannung. Alles war bereit, und ich konnte es kaum erwarten, mit ihm zusammen die Welt zu entdecken.
Doch als ich mein Handgepäck noch einmal durchging, um sicherzustellen, dass ich alles hatte, bemerkte ich, dass mein Reisepass verschwunden war. Ich durchsuchte die ganze Wohnung, öffnete Schubladen, Koffer und sogar die Tasche von Ethan, aber er war nirgends zu finden. Meine Nervosität stieg. Wo war mein Reisepass? Wir hatten doch alles geplant!
Da fiel mir ein, dass meine Schwiegermutter, die immer gerne in unser Leben eingriff, an diesem Morgen einen kurzen Besuch gemacht hatte. Vielleicht hatte sie ihn aus Versehen irgendwo hingelegt. Aber je mehr ich darüber nachdachte, desto mehr wuchs der Verdacht, dass sie mehr wusste, als sie zugeben wollte.
Als ich Ethan von meiner Entdeckung erzählte, schien er eher genervt als besorgt. „Es wird schon nichts Schlimmes sein. Bestimmt hast du ihn einfach vergessen“, sagte er mit einem unbewussten Lächeln.
Aber ich wusste es besser. In diesem Moment kam mir der Gedanke, dass meine Schwiegermutter, zusammen mit meiner Schwägerin Emma, einen alten Trick gegen mich spielen könnte. Emma, die immer versucht hatte, in die Mitte unserer Beziehung zu drängen, hatte sich in letzter Zeit oft angeboten, uns „helfen“ zu wollen. Vielleicht hatte sie den Reisepass versteckt, um uns in irgendeiner Weise zu sabotieren.
„Du kannst nicht mit mir kommen, wenn du deinen Reisepass nicht findest! Ich werde so oder so fliegen, also warum begleitest du mich nicht einfach auf meiner Geburtstagsreise? In der Zwischenzeit besorgst du dir deinen neuen Reisepass“, sagte Ethan in einem Versuch, das Ganze zu entschärfen. „Es ist doch wirklich eine Zeitverschwendung, diesen freien Tag zu vergeuden.“
Ich wollte schreien. Wütend und verletzt, aber auch enttäuscht darüber, dass er das alles so einfach hinnahm, sagte ich ihm, er solle gehen. Er wollte nicht, aber ich bestand darauf. Es war mein Traum, und er hatte keine Ahnung, wie sehr mich das Ganze belastete.
Eine Stunde später klingelte mein Handy. Es war Ethan, aber seine Stimme klang völlig anders. Panisch, fast entsetzt. „Es tut mir so leid, ich … ich …“
„Was ist passiert?“, fragte ich, mein Herz raste vor Sorge.
„Es … es ist zu spät“, stieß er hervor. „Du hattest recht. Deine Schwägerin … Sie hat deinen Reisepass genommen. Sie wollte dich sabotieren, um mich dazu zu bringen, mit ihr auf ihre eigene Geburtstagsreise zu gehen!“
Ich konnte es nicht fassen. Die Wahrheit war endlich ans Licht gekommen. Emma hatte alles durchgeplant. Sie hatte nicht nur meinen Reisepass gestohlen, sondern Ethan davon überzeugt, dass ich mich um „meinen Pass“ kümmern müsse, während sie ihm das Gefühl gab, dass es eine wertvolle Gelegenheit war, mit ihr zu reisen.
In diesem Moment hörte ich plötzlich lautstarke, empörte Schreie aus dem Hintergrund. Es war Emma, die lautstark Ethan anbrüllte und ihn beschuldigte, „die Reise ruiniert zu haben“. Ich konnte nur schmunzeln. Es war ein echtes Karma-Moment für sie. Ethan war wie gelähmt, und ich hörte ihn versuchen, sich zu entschuldigen und gleichzeitig zu erklären.
„Du hast meinen Pass genommen, um meine Hochzeit zu sabotieren, Emma! Was hast du dir nur dabei gedacht?“, rief er, aber sie schrie nur lauter zurück.
Ich schloss meine Augen, atmete tief durch und überlegte, was ich als Nächstes tun sollte. Dann ergriff ich die Kontrolle. Ich griff zum Telefon und rief die Passbehörde an. Während Emma noch in ihrem Wutanfall versank, regelte ich alles für die Ausstellung eines neuen Reisepasses. Es würde uns zwar ein wenig Zeit kosten, aber ich konnte das nicht einfach so stehen lassen. Niemand spielte mit meinem Leben und meiner Beziehung.
Als ich Ethan wenig später zurückrief, war er still, fast beschämt. „Es tut mir leid“, sagte er. „Ich wollte nur, dass du deinen Traumurlaub hast, aber ich habe nicht gesehen, was wirklich vor sich ging. Ich werde mich mit ihr auseinandersetzen, und du wirst deinen Pass zurückbekommen.“
Ich konnte seine Entschuldigung hören, aber sie war für mich nicht genug. Ich hatte genug von Emmas Spielchen und wusste, dass ich mein eigenes Leben und meine Entscheidungen nicht mehr von ihr beeinflussen lassen durfte.
Und was den Urlaub anging? Der wurde jetzt anders verlaufen, als wir ursprünglich geplant hatten, aber nicht weniger unvergesslich. Die Lektion war klar: Niemand würde mehr zwischen uns stehen, und niemand würde mein Glück und meine Zukunft gefährden – nicht einmal Emma.