— Bist du das? … Vera?
— Hallo, Kostja. Das hast du nicht erwartet?
Vor ihm stand eine Frau – selbstbewusst, mit geradem Rücken und einem leichten Lächeln auf den Lippen. In ihren Augen lag weder Schmerz noch Flehen, wie zuvor. Er bemerkte: Sie hatte sich verändert. Ihre Kleidung war schlicht, aber eindeutig nicht billig. Ihr Haar war ordentlich, ihre Hände gepflegt. Neben ihr stand, den Finger ihrer Mutter festhaltend, ein kleines Mädchen von etwa vier Jahren. Große Augen, ein heller Mantel – eine exakte Kopie ihrer Mutter.
Kostja war sprachlos. Nicht, weil er sie erkannte, sondern wegen des Bildes von ihr, das er jetzt sah. Frauenkleidung
Vor drei Jahren saß Vera auf dem kalten Küchenboden und umklammerte ihre schlafende Tochter. Das kleine Mädchen hatte gerade begonnen, ihren Kopf zu stützen, und Vera weinte bereits, als sie hörte, wie ihr Mann sie verlassen wollte.
— Wo gehst du hin? — murmelte sie leise.
Ich kann es nicht mehr ertragen! Ich lebe wie ein Elend. Man ist so in das Kind vertieft, dass man nichts um sich herum sieht. Man ist müde, wütend … Ich gehe.
Die Tür knallte zu. Er ließ Lisa zurück – frei, schön, ohne Sorgen um die Kinder. Vera hinterließ er nur Schuldscheine, eine alte Wohnung und eine – nur eine – Verantwortung: ein winziges Wesen. Kinderkleidung.
Vera erinnerte sich nie an diesen Winter. Sie wachte mitten in der Nacht auf und dachte: „Ist das Dach undicht? Ist das Kind gut zugedeckt? Reicht das Geld bis morgen?“ Die staatlichen Hilfen reichten kaum für das Nötigste. Sie lernte, Brei mit Wasser zu kochen und fügte saure Apfelstücke hinzu, um ihn schmackhafter zu machen. Sie lief in einem abgetragenen Mantel herum und versuchte, die anderen Mütter nicht zu beneiden, die Hand in Hand mit ihren Männern gingen.
Manchmal, wenn sie an einer Bar vorbeiging, hörte sie Gelächter von drinnen. Und sie wusste – er war da, glücklich, mit seinem neuen Leben, während sie da war – allein, mit dem Baby und ihrem gebrochenen Herzen.
Eines Tages, als Vera alte Fotos auf ihrem Handy durchblätterte – jung, voller Energie, mit strahlendem Blick –, begriff sie: Sie wollte diese Vera zurückbringen.
Zuerst arbeitete sie als Empfangsdame in einem kleinen Salon für ein symbolisches Gehalt. Sie vertraute ihre Tochter der Kindertagesstätte an und lernte, alles unter einen Hut zu bringen. Es war hart: Krankheiten, nächtliche Tränen, endlose Angst. Aber sie gab nicht auf.
Sie absolvierte Online-Kurse und wurde Kosmetikerin. Sie erstellte eine Social-Media-Seite. Die Menschen wandten sich an sie – wegen ihrer Professionalität, ihrer Wärme, ihres Einfühlungsvermögens. Ihre Hände heilten die Haut, ihr Blick und ihre Worte heilten die Seele. Nach und nach fand Vera wieder zu sich selbst. Nur jetzt war sie stärker.
Nach drei Jahren zog Vera in das Geschäftszentrum, wo sie ihr Atelier mietete, um zu arbeiten. Und plötzlich stand sie ihm Auge in Auge gegenüber.
Mit Kostja.
Neben ihm standen Lisa, weniger strahlend als zuvor, und ein etwa fünfjähriger Junge, der ihr kaum folgen konnte und ihre Hand hielt. Er bemerkte Vera. Sie – in einem eleganten Mantel, mit sicherem Schritt, ihre Tochter im Schlepptau.
Er kam näher. Er brauchte eine Weile, um die Worte zu finden:
— Du … siehst fantastisch aus.
— Danke, — antwortete sie schlicht.
— Wie geht es dir? … Allein?
— Nein. Ich bin mit meiner Tochter zusammen. Im Allgemeinen jedenfalls – ich bin allein. Und das reichte mir, um wieder von vorne anzufangen.
Kostja schwieg. Lisa, die ihren Ärger nicht verbarg, fragte:
— Kennt ihr euch?
Aber er antwortete nicht. Etwas in ihm brach zusammen. Er verstand: Er hatte eine echte Frau verloren. Nicht an dem Tag, an dem sie ging. Sondern in dem Moment, als sie Trost der Liebe vorzog. Als sie ein Spielzeug dem Leben vorzog. Damenbekleidung
Später kam Vera mit der Hand ihrer Tochter nach Hause. Das kleine Mädchen fragte:
— Mama, wer war das?
— Ganz normal, Kleines. Wir gehen weiter. Wir lassen alles andere hinter uns.
— Sind wir glücklich?
— Sehr glücklich.
Das kleine Mädchen lächelte und lehnte ihre Wange an die Schulter ihrer Mutter. Vera blickte in den Himmel.
Vor drei Jahren war sie am Boden zerstört. Doch an diesem Tag hatte sie Flügel bekommen.
In dieser Nacht konnte Vera nicht schlafen. Ihre Tochter schnarchte friedlich und umarmte ihr Lieblingskuscheltier. Vera lag da, zugedeckt, und erinnerte sich…
An die ersten Tage nach Kostjas Abreise. Wie sie auf dem Boden saß, den Kopf in den Händen. Wie die Nachbarn wegen des Weinens des kleinen Mädchens an die Wand klopften. Wie sie jeden Moment in Angst lebte: „Werde ich es schaffen?“. Wie sie fünfmal pro Nacht aufstand. Wie sie nach einem Job suchte, wie sie Babybrei mit Wasser zubereitete, weil nicht einmal Geld für Milch da war. Wie sie jeden Tag mit dem Gedanken kämpfte: „Ich werde es nicht schaffen.“
Eines Tages rief sie eine Freundin aus Kindertagen an:
— Vera… schaffst du das?
— Ich schaffe das.
— Und ruhst du dich aus, wenn das Baby schläft?
Vera fing an zu weinen. Nicht vor Müdigkeit, sondern weil sie endlich jemand gefragt hatte: „Wie geht es dir?“
Ihr Name hatte eine Bedeutung. „Vera“ bedeutet glauben. Selbst wenn es scheint, als sei die ganze Welt zusammengebrochen.