Als ich erfuhr, dass meiner Tochter von der Ex-Schwiegermutter die Milch verweigert wurde
Die Überraschung war groß, als mich meine ehemalige Schwiegermutter anrief und anbot, dass meine Tochter den Rest der Sommerferien bei ihr verbringen könne. Für Lisa und mich kam diese Nachricht völlig unerwartet. Voller Freude begann Lisa sofort ihren Rucksack zu packen, denn sie freute sich sehr auf die Zeit bei ihren Großeltern in ihrem Heimatdorf nahe Frankfurt. Ich atmete erleichtert auf – denn ich hatte die letzten Wochen intensiv darüber nachgedacht, wer in den verbleibenden Tagen nach ihr sehen würde. Das Ferienlager war vorbei, der Ausflug zum See beendet, und ich musste wieder arbeiten. Allein zu Hause lassen, kam für mich nicht infrage.
Bis dahin hatten Oma und Opa Lisa nie zu sich eingeladen, und ihr strahlendes Lächeln zeigte deutlich ihre Begeisterung:
- “Vielleicht nimmt mich Opa ja mit auf eine Traktorfahrt!”
- “Die Milch von Omas Ziege schmeckt bestimmt lecker!”
- “Es gibt einen Teich, wo ich mit Opa angeln kann!”
Ich lächelte über ihre lebhafte Vorfreude und war insgeheim dankbar für diese unerwartete Wendung. Doch meine Stimmung wurde angespannt, als Lisa plötzlich fragte:
“Mama, kann Papa vielleicht auch zu Oma kommen? Vielleicht hat er ja Urlaub?”
Ich wich aus: “Das müsst ihr dort klären, Liebes. Aber vergiss nicht, mich jeden Tag anzurufen und mir zu berichten, wie es dir geht.”
Schließlich winkte Lisa mir aus dem Busfenster zu, als sie losfuhr.
Die Fahrt verlief ohne Probleme, und Opa erwartete sie bereits an der Haltestelle. Der erste Anruf voller Begeisterung folgte noch am selben Tag. Lisa erzählte freudig von der Ziege, den Hühnern, dem Teich sowie von ihren neuen Freundinnen, den Nachbarskindern Marie und Sophie. Ich war froh, endlich zu sehen, wie sich die Eltern meines Ex-Mannes um ihre Enkelin kümmerten.
Doch die Freude verflog schnell. Bereits am folgenden Tag klang Lisa in ihrem Telefonat etwas bedrückt. Ich versuchte behutsam nachzuhaken, doch sie winkte ab mit den Worten: “Alles in Ordnung, ich bin nur müde.” Trotzdem spürte ich, dass etwas nicht stimmte, wollte sie jedoch nicht bedrängen.
“Kinder spüren oft sofort, wenn etwas nicht stimmt – und Verheimlichungen sind selten lang.”
Drei Tage später nahm meine Sorge Überhand. Lisas Stimme war schal, und ihre frühere Begeisterung war verschwunden. Sie antwortete ausweichend auf meine Fragen, als wolle sie etwas verbergen. Von den anfänglichen Erlebnissen berichtete sie nur noch von den Spaziergängen zum Teich mit Marie und Sophie – von Oma und Opa sprach sie nicht mehr. Angesichts dessen griff ich zum Telefon und rief meine ehemalige Schwiegermutter an.
Kaum hatte ich mich gemeldet, begann sie sofort mit Vorwürfen:
“Deiner Lisa ist das hier zu langweilig! Wir sollen sie den ganzen Tag unterhalten? Erst hängt sie Opa am Traktor auf, dann will sie angeln – zwei Tage hat sie genervt! Und was die Milch betrifft: Für unsere Kunden reicht sie kaum, und deine Tochter verlangt täglich einen Liter. Das kostet Geld, aber sie versteht das nicht!”
Ihre Worte ließen in mir die Wut aufsteigen. Ohne das Gespräch weiterzuführen, legte ich auf, bestellte ein Taxi und fuhr zum Bahnhof. Glücklicherweise gab es stündliche Zugverbindungen, und wenige Stunden später hielt ich meine verblüffte Tochter fest in den Armen.
“Mama, wo kommst du denn her? Ich habe dich so vermisst!” rief sie aus.
Ich antwortete liebevoll: “Ich dich auch, mein Schatz. Ich nehme dich jetzt mit nach Hause, einverstanden?”
Doch Lisa schüttelte den Kopf: “Nein, nicht gleich. Ich will dir vorher Marie und Sophie vorstellen!”
Die beiden Mädchen empfingen uns herzlich, doch ihre Traurigkeit wurde sichtbar, als sie von Lisas Abreise erfuhren:
- “Wir wollten dir morgen ein Vogelnest im Wald zeigen…”
Lisa seufzte sehnsüchtig: “Schade… Vielleicht komme ich ja zurück…”
In ihrer Stimme lag jedoch wenig Hoffnung. Um den Abschied zu versüßen, überreichte ich den Mädchen jeweils ein Stück Schokolade.
Die Großmutter hinterfragte mein Erscheinen schnell und verzog missbilligend das Gesicht:
“Was soll sie denn in der Stadt? Hier ist die Luft doch frisch…”
Ich konterte bestimmt: “Und trotzdem soll sie sich so behandeln lassen? Ich hoffte zumindest, sie bekommt hier genug Milch.”
Die Schwiegermutter verabschiedete sich schweigend mit einer verkniffenen Miene, während Opa etwas Unverständliches murmelte. Im Zug berichtete Lisa atemlos von ihren Erlebnissen mit den Freundinnen. Ganz beiläufig fügte sie hinzu:
“Ich habe Opa gebeten, mit mir angeln zu gehen, aber er meinte, das könne er nicht…”
Einige Tage später meldete sich die Schwiegermutter, um nach Lisa zu fragen. Ich reichte meiner Tochter den Hörer, doch sie verschränkte abwehrend die Arme:
“Mit ihr spreche ich nicht!”
Es ist erstaunlich, wie Kinder Instinkte für wahre Zuneigung besitzen. Ich erkannte, dass dieses Kapitel für uns abgeschlossen ist.
Wichtige Erkenntnis: Kinder brauchen liebevolle Fürsorge und Aufmerksamkeit, die sie spüren können. Mangel an echter Zuneigung belastet sie auf Dauer und beeinflusst ihre Beziehung zu den Erwachsenen.
Diese Erfahrung hat mir gezeigt, wie entscheidend es ist, die emotionale Sicherheit meiner Tochter zu schützen, selbst wenn familiäre Beziehungen schwierig sind.