Er nannte sie eine armselige Dienerin und verließ sie für eine andere. Doch als er zurückkam, erhielt er eine unerwartete Antwort.
Svetlana hatte seit ihrer Kindheit von ihrer Großmutter und ihrer Mutter gehört: „In unserer Familie sind Frauen unglücklich verliebt.“ Ihre Urgroßmutter war mit zwanzig Witwe geworden, ihre Großmutter begrub ihren Mann nach einem Minenunglück, ihre Mutter blieb allein zurück, als Sweta noch nicht einmal fünf Jahre alt war. Sie glaubte nicht an einen Familienfluch, doch tief in ihrem Inneren erwartete sie, dass auch ihre Liebe enden würde. Doch sie träumte immer noch von einer starken Familie, Kindern und Geborgenheit.
Sie lernte ihren zukünftigen Ehemann Victor in einer Textilfabrik kennen, wo sie als Packerin arbeitete. Er arbeitete in einer benachbarten Werkstatt, aber sie aßen in derselben Kantine zu Mittag. Sie lernten sich kennen. Alles ging schnell: mehrere Treffen, ein Heiratsantrag, eine bescheidene Hochzeit. Victor zog zu ihr in eine kleine Zweizimmerwohnung in einem Wohngebiet, die sie von ihrer Großmutter geerbt hatte. Zu diesem Zeitpunkt war ihre Mutter bereits gestorben. Zuerst lebten sie ruhig: Ein Sohn wurde geboren, dann eine Tochter. Swetlana rannte wie ein Eichhörnchen im Rad: Sie kochte, putzte, zog die Kinder groß. Ihr Mann arbeitete, verdiente Geld, war aber seltener zu Hause, und ihre Gespräche verstummten fast.
Als Viktor anfing, länger zu bleiben und mit fremdem Parfüm nach Hause zu kommen, verstand sie alles. Sie schwieg – sie hatte Angst, mit den Kindern allein zu sein. Doch eines Tages konnte sie es nicht mehr ertragen:
– Denk an die Kinder … ich flehe dich an.
Er kicherte nur. Ein kalter Blick. Kein Wort. Am nächsten Morgen servierte sie das Frühstück – er sah nicht einmal hin.
– Du taugen nur als Dienerin – sagte er wütend.
Eine Woche später ging er. Er packte einfach seine Sachen und knallte die Tür zu.
– Lass uns nicht im Stich! – schrie sie in den leeren Flur. – Die Kinder brauchen einen Vater!
– Du bist eine erbärmliche Dienerin – wiederholte er zum Abschied.
Die Kinder hörten es. Sohn und Tochter saßen auf dem Sofa, umarmten sich und verstanden nicht: Warum? Warum hatte Papa sie verlassen?
Svetlana brach nicht zusammen. Sie lebte für sie. Sie nahm einen Job als Reinigungskraft an, schrubbte Treppenhäuser, trug schwere Dinge, unterrichtete Kinder und wusch mit der Hand, wenn die Maschine kaputt war. Die Kinder wuchsen auf und halfen. Sie vergaß sich selbst, ihr Glück, ihre Träume. Doch das Leben weiß immer wieder zu überraschen.
Eines Tages rutschte ihr im Laden eine Tüte Müsli aus den Händen. Ein Fremder hob sie auf und lächelte:
– Soll ich dir beim Tragen helfen?
– Nicht nötig – antwortete sie automatisch.
– Ich helfe trotzdem – sagte er und nahm bereits die Tüten entgegen.
Sein Name war Dmitri. Er ging immer wieder in denselben Laden, begleitete sie dann nach Hause und stand schließlich am Eingang, um ihr mit den schweren Tüten zu helfen. Die Kinder waren zunächst verlegen, doch er erwies sich als freundlich und geduldig. Beim ersten Mal brachte er einen Kuchen und rote Nelken mit. Als sein Sohn scherzte, er sei Fußballspieler, lachte Dmitri:
— Ich habe früher immer mit dem Ball gekickt. Das ist lange her.
Später gab er zu:
— Nach einer Verletzung. Ich spreche langsam und gehe am Stock. Meine Frau konnte das nicht ertragen. Ich fürchte, du änderst deine Meinung auch.
— Wenn die Kinder mit dir glücklich sind, bleib, sagte Swetlana einfach.
Er machte ihr einen Heiratsantrag. Er bat sie, mit den Kindern zu sprechen.
— Ich möchte ein richtiger Vater für sie sein.
Abends erklärte sie ihrem Sohn und ihrer Tochter alles. Sie umarmten sie.
— Unser Vater ist gegangen und hat uns vergessen, sagte die Tochter. — Wir wollen einen Vater, der nicht geht.
So trat Dmitri in die Familie ein. Er brachte seinem Sohn Schach bei, half ihm bei den Hausaufgaben, reparierte die Wasserhähne, brachte ihn zum Lachen und unterstützte ihn. Die Freunde der Kinder besuchten sie oft. Das Haus war voller Lachen. Die Jahre vergingen. Die Kinder wurden erwachsen. Der Sohn verliebte sich und fragte Dmitri um Rat. In diesem Moment klingelte das Telefon.
Viktor stand auf der Türschwelle.