Er nannte mich nur seine Friseuse – doch dann lud ich seine Chefin zum Abendessen ein

Er nannte mich bloß eine Friseuse vor seinen Freunden. Ich ließ ihn spüren, wie sich Demütigung anfühlt.

Mit siebzehn lernte ich früh, dass ich nur auf mich selbst zählen konnte. Mein Vater verschwand ins Ausland, als meine Mutter schwer erkrankte. Als Älteste übernahm ich alles. Ich fing im örtlichen Salon als Assistentin an: Haare waschen, Böden fegen, Kaffee holen. Nichts Besonderes, aber mit der Zeit wurde es mein Leben.

Ich wuchs – und mit mir mein Können. Ich lernte von den Besten, steckte all meine Energie in die Arbeit, und nach ein paar Jahren hatte ich eine stattliche Kundinnenliste: Frauen von Rang, Geschäftsfrauen, Schauspielerinnen, Politiker-Gattinnen. Ich war die, bei der man sich zwei Wochen im Voraus anmelden musste.

Dann kam er – Sebastian. Wir trafen uns auf einem Jazzfestival in München. Er, Oxford-Jurist, ich, ein Mädchen vom Stadtrand, das sich hocharbeitete. Welten trennten uns, aber es wurde eine Romanze. Anfangs merkte ich nicht, wie er herablassend nickte, wenn ich von meinem Job erzählte. Wie er grinsend reagierte, wenn jemand fragte, was ich mache. Doch nach der Verlobung wurde es schlimmer.

Sebastian machte immer mehr Sätze wie: „Ach, du bist doch nur Friseuse, Schatz“ oder „Das hier wird dich sicher langweilen.“ Nicht böse gemeint, eher scherzhaft. Doch bei jedem „Scherz“ zog sich alles in mir zusammen. Vor anderen erwähnte er kaum, was ich tat. Als schämte er sich.

Der Höhepunkt kam beim Abendessen mit seinen Freunden: lauter „Elite“ – Anwälte, Dozenten, Banker. Ich schwieg, hörte ihren Gesprächen über neue Rechtsreformen und internationale Verträge zu. Als mich jemand etwas fragte, kam Sebastian dazwischen:

„Macht euch keine Mühe, das überfordert sie. Sie ist doch bloß meine kleine Friseuse. Stimmt’s, Liebling?“

Ich erstarrte. Am liebsten wäre ich im Boden versunken. In diesem Moment brach etwas in mir.

Am nächsten Tag machte ich mich, ohne ein Wort zu sagen, an die Arbeit.

Eine Woche später lud ich Sebastian zu einem „Mädelsabend“ ein – um ihn mit meinen Freundinnen bekannt zu machen. Natürlich sagte er zu. Doch er wusste nicht, wer kommen würde.

An diesem Abend versammelten sich meine Kundinnen: eine TV-Senderchefin, eine Ladenkettenerbin, eine berühmte Schauspielerin und – jetzt kommt’s – seine Chefin, Frau Schneider. Er erkannte sie nicht gleich, aber als es ihm dämmerte, wurde er kreidebleich. Mit jedem Lob, jeder Dankesbekundung der Frauen erstarrte sein Gesicht mehr. Zum ersten Mal hörte er, dass ich nicht nur Haare schnitt, sondern Selbstvertrauen zurückgab, unterstützte, inspirierte.

Als er Frau Schneider ansprach und über sich erzählte, lächelte sie überrascht:

„Ach, Sie sind Katharinas Verlobter? Sie hat mich so oft vor Live-Sendungen gerettet. Eine wahre Meisterin.“

Ich konnte nicht widerstehen. Ich trat dazu und sagte:

„Ja, das ist Sebastian. Politik interessiert ihn nicht, aber Frisierthemen – sein absolutes Steckenpferd.“

Er zerrte mich in die Küche:

„Machst du dich über mich lustig?!“, zischte er. „Das ist erniedrigend!“

„Genau so habe ich mich an deinem Tisch gefühlt, als du mich vor allen bloßgestellt hast. Das …
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